Barbara Morgenstern in Saarbrücken Und ganz zart geht die Welt unter

Saarbrücken · Die Musikerin Barbara Morgenstern kommt am Mittwochabend zum Resonanzen-Festival.

 Barbara Morgenstern.

Barbara Morgenstern.

Foto: Kummer

So heimelig beginnt der Weltuntergang: mit zartem Gesang, einem Akkordeon-Klangteppich, einer kinderliedartigen Melodie. Doch Barbara Morgenstern lässt uns nicht davon kommen, im Stück „Michael Stipe“ – der Sänger von R.E.M. hatte ja einst auch den  Weltuntergang besungen („It’s the end of the world and we know it“) und wird hier zitiert, bevor die Welt sich langsam in Dröhnen auflöst (und dem Akkordeon die Luft ausgeht).

Ein guter Beginn für Morgensterns Album „Unschuld & Verwüstung“. Schwer zu beschreiben ist es, was die Künstlerin aus Hagen, Jahrgang 1971, auf diesem, ihrem mittlerweile auch schon zehnten Album macht. Für die Folk-Schublade ist Morgensterns Musik zu unterfüttert mit Elektronik, für klassischen Pop hat sie zu viele kleine Widerhaken in ihrer Kunst verankert; es ist eine eigene, eigenwillige Verbindung aus bezwingenden  Melodien, versponnenen Arrangements und Texten, die nicht selten rätselhaft wirken (auch wenn Morgenstern das gar nicht so sieht). Der Titel „Angel‘s Whisper“ etwa hat mit Engelsgeflüster höchstens im übertragenen Sinn zu tun – in einem Interview erklärte Morgenstern, so hieße ein Wein, den ein Freund bei einer Weinprobe getrunken habe – und danach gestorben sei. Muss man das wissen, um das Stück zu verstehen oder zu genießen? Überhaupt nicht – Morgensterns Arrangement mit Chorgesang, viel Innehalten und am Ende einiger Dramatik (angefacht von Bläsern und Streichern) ist schon eine Freude an sich, die Texte lassen viel Freiraum zur eigenen, vielleicht völlig anderen Interpretation, die der Musikerin ganz recht ist.

Nur „Triggerpunkt“ wirkt mit seiner Chanson-Anmutung etwas konventionell, ansonsten ist das Album voller bestechender Momente und Kontraste – wenn Morgenstern etwa die verbale Verrohung der Sprache und Diskurse besingt, und eine Zeile wie „Grausames Spiel /eiskaltes Land“ einem melodisch lieblichen Refrain gegenüber steht. Der Titelsong über „Unschuld & Verwüstung“ klingt weniger nach Verwüstung denn nach Unschuld – das Stück ist eine Piano-Balladenschönheit zum Niederknien. .

Barbara Morgenstern: Unschuld & Verwüstung (Staatsakt / Caroline).

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