Leipziger Buchmesse Keine Krise, sondern sogar Aufbruch?

Leipzig · Die Leipziger Buchmesse wurde gestern eröffnet – bis Sonntag werden 2550 Aussteller erwartet.

 In Leipzig ausgezeichnet: die Autorin Masha Gessen.

In Leipzig ausgezeichnet: die Autorin Masha Gessen.

Foto: dpa/Evan Agostini

(epd) Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat gestern Abend die diesjährige Leipziger Buchmesse eröffnet. Als Branchentreff für Buchliebhaber beflügele die Messe das Geschäft mit dem Konsumgut Buch und die Wertschätzung für das Kulturgut Buch, erklärte Grütters vor rund 2000 Gästen im Leipziger Gewandhaus. Demokratie brauche Sprachkünstler, Querdenker und Freigeister sowie Verleger, die sich als deren Wegbereiter verstehen.

Die Buchmesse erwartet von heute bis Sonntag rund 2550 Aussteller aus 46 Ländern. Gastland ist Tschechien. Beim begleitenden Lesefest „Leipzig liest“ stehen rund 3600 Veranstaltungen an 500 Orten auf dem Programm. Zur parallel stattfindenden Fachausstellung Manga-Comic-Con kommen rund 350 Aussteller.

Zur Eröffnung wurde auch in diesem Jahr der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung verliehen. Die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung ging an die US-russische Journalistin und Schriftstellerin Masha Gessen für ihr Buch „Zukunft ist Geschichte. Wie Russland die Freiheit gewann und wieder verlor“. Darin beschreibt die 52-Jährige die Zeit der Umbrüche zum Ende der Sowjetunion bis ins Russland der Gegenwart.

Der Historiker und Publizist Gerd Koenen bezeichnete Gessens Werk in seiner Laudatio als „illusionsloses und doch tief anteilnehmendes Buch“. Es helfe, besser zu verstehen, warum Russland unter Präsident Putin „erneut in jenen fatalen Zirkel autokratischer Herrschaft und imperialer Überspannung einzuschwenken beginnt, der es schon in zaristischen wie in sowjetischen Zeiten von Europa fortgetrieben hat“. Gessen sagte, sie sei dankbar, dass ihr Buch so gut verstanden worden sei. Die Schriftstellerin hatte ihre Wahlheimat Russland 2013 wegen eines neuen, schwulenfeindlichen Gesetzes und persönlicher Anfeindungen durch einen Parlamentsabgeordneten nach mehr als 20 Jahren verlassen. Gessen ist homosexuell und hat drei Kinder.

Der Geschäftsführer der Leipziger Messe, Martin Buhl-Wagner, betonte, der Buchmarkt sei in einer schwierigen Situation. Leser hätten immer weniger Zeit und seien immer mehr Einflüssen durch andere Medien ausgesetzt. Die Herausforderung sei, den Buchmarkt über die Messe hinaus nachhaltig zu stärken.

Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, erklärte gestern indes, die Branche stelle sich langsam auf den Medienwandel ein. 2018 seien mit einem Plus von rund 300 000 erstmals seit 2012 wieder mehr Buchkäufer verzeichnet worden. Handelshäuser wie Thalia oder Hugendubel hätten ihre Geschäfte „völlig neu strukturiert“, die Ansprache der Kunden über digitale Wege sei intensiver geworden. „Diese Branche ist nicht in einer Krise, sondern in einem Aufbruch“, erklärte Skipis.

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