Bestseller-Autorin wird 75 Die Bauherrin des „Geisterhauses“

Santiago de Chile · Die Schriftstellerin Isabel Allende wird übermorgen 75 Jahre alt. Die Chilenin, die 1975 ins Exil ging, fühlt sich von der intellektuellen Elite ihrer Heimat „gehasst“.

         Isabel Allende  2015 bei der Frankfurter Buchmesse.

Isabel Allende  2015 bei der Frankfurter Buchmesse.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Als in den USA lebende Schriftstellerin hadert Isabel Allende mit dem Hier und Jetzt. US-Präsident Donald Trump ist für sie ein „wild gewordener Stier“. „Das ist das Schlimmste, was dem Land passieren konnte.“ Die gebürtige Chilenin ist eine der meistgelesenen Autorinnen in spanischer Sprache – übermorgen wird sie 75 Jahre alt. Gleich ihr erster Roman machte sie weltberühmt, er ist bis heute ihr bekanntestes Werk: „Das Geisterhaus“ (1982). Da war sie schon im Exil. In Chile hatte sie sich als TV-Journalistin einen Namen gemacht und gemeinsam mit anderen Frauenrechtlerinnen die feministische Zeitschrift „Paula“ gegründet.

  Es waren bewegte Zeiten, Chile versuchte damals ein linkes Experiment, angeführt von ihrem Onkel zweiten Grades, Salvador Allende. Als der 1973 von den Militärs unter Führung von Augusto Pinochet gestürzt wurde und im Präsidentenpalast Selbstmord beging, sah sie keine sichere Zukunft mehr für sich in der Heimat. 1975 ging sie mit ihrer Familie ins Exil nach Venezuela. Allende arbeitete dort als freie Journalistin und unterrichtete Literatur. Dort begann sie nachts am Küchentisch in Caracas einen imaginären Brief an ihren verstorbenen Großvater zu schreiben. Der wurde lang und länger, und schließlich wurde daraus das Manuskript für das „Geisterhaus“. Die epische Familiengeschichte verkaufte sich allein in Deutschland über 3,5 Millionen Mal, 1993 wurde sie mit  Jeremy Irons und Meryl Streep verfilmt.

  Kritiker werfen ihr vor, nicht literarisch genug zu sein und den von Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez geprägten Magischen Realismus, das Verschwimmen von Fiktion und Realität, zu kopieren. Die intellektuelle Elite in ihrer Heimat würde sie hassen, meinte sie wiederholt. Für Allende muss es daher eine Genugtuung gewesen sein, dass sie 2010 den chilenischen Nationalpreis für Literatur erhalten hat.

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