Architektur Mehr gute Architektur wagen!

Saarbrücken · Die Architektenkammer des Saarlandes (AKS) hat zum vierten Mal ihre Bauherrenpreise vergeben. Kirchen wurden prämiert, ein Hotel – und diesmal nur ein einziges Eigenheim.

  Prämiert: der Umbau und die Sanierung der Evangelischen Christuskirche Bruchhof-Sanddorf durch die Architekten Arge,  bayer | uhrig und Modersohn & Freiesleben.

Prämiert: der Umbau und die Sanierung der Evangelischen Christuskirche Bruchhof-Sanddorf durch die Architekten Arge,  bayer | uhrig und Modersohn & Freiesleben.

Foto: Michael Heinrich

Die Baukultur im Saarland bietet oft genug Anlass zu klagen. Seien es nun öffentliche Bauprojekte mit Planungsmängeln, die dann „geheilt“ werden müssen, neue Einfamilienhäuser von der Stange oder verhunzte Umbauten mit unpassenden Baumarkt-Teilen. Doch es gibt auch vorbildliche Neu- und Umbauten; sie gelingen, wenn die Bauherrn mit (guten) Architekten gut zusammenarbeiten. „Architektur ist nur so gut, wie der Bauherr es zulässt“, gab am Donnerstag im Haus der Architektenkammer des Saarlandes (AKS) deren Präsident Alexander Schwehm dabei zu bedenken. Zum vierten Mal seit 2006 belohnte die AKS dort in diesem Sinne „zulassende“ Bauherren mit ihren Bauherrenpreisen, auch um künftige zu ermutigen, gute Architektur zu wagen.

Mit 33 Bewerbern aus dem ganzen Saarland gab es diesmal im Vergleich zu den 57 von 2014 etwas weniger Einreichungen. Auffallend auch, dass der Wettbewerb diesmal nur für zwei Kategorien, öffentliche und private Bauherrn ausgelobt worden war, man also auf Stadtplanungs-Konzepte und Gewerbebauten verzichtete. Dafür scheint die Bedeutung von Bauen im Bestand, also Umbauten und Sanierungen, zuzunehmen. Solche Objekte machten bei den Einreichungen und den sieben Haupt-Preisen und vier Anerkennungen jeweils rund die Hälfte aus.

So prämierte die achtköpfige Jury, zu der neben Architekten auch zwei Journalisten, darunter SZ-Redakteur Christoph Schreiner, sowie als Jury-Vorsitzender der Luxemburger Architekt Christian Bauer gehörten, etwa zwei umgebaute und umgenutzte Kirchen. Die Christkönig-Gemeinde in Saarlouis hatte sich wegen schwindender Mitgliederzahlen entschlossen, in ihre denkmalgeschützte Kirche aus Sichtbeton (1966/68)  eine Kita zu integrieren. Die Saarbrücker FlosundK lösten die Aufgabe, indem sie die Kita als Holzbox, als ein „Haus im Haus“, in die Kirche hineinfügten. „Klug“ und „gestalterisch anspruchsvoll“, wie die Jury lobte.

Beim Umbau der evangelischen Christuskirche von 1928 im Homburger Stadtteil Bruchhof-Sanddorf zum multifunktionalen Raum lobte die Jury „den Mut und die Kreativität aller Beteiligten“ und die Umsetzung mit begrenztem Budget. Die clevere Lösung der Architekten Arge, Bayer, Uhrig aus Kaiserslautern: Sie verkleinerten den liturgischen Raum, „drehten“ seine Ausrichtung um 90 Grad und schufen zur vorhanden Empore eine spiegelgleiche zweite. Auf, unter und zwischen den Emporen verfügt die Gemeinde neben WC und Küche nun über mehrere Räume, für Versammlungen oder auch als Winterkirche nutzbar.

Den Bauherrenpreis erhielten darüber hinaus auch Günter Wagner für sein Hotel Lamaison in Saarlouis (Architekten CEBAG Studio, Saarlouis), der Saarbrücker Caritasverband für seinen Neubau Bruder-Konrad-Haus (mit Architekt Willi Latz), die Unique SB Entwicklung GmbH für ihren Umbau des ehemaligen Siemensgebäudes in Saarbrücken zu einem Wohnhaus mit Ladengeschoss sowie die Stadt Saarlouis. Die wiederum eben dafür, dass sie auf ihrem ehemaligen Schlachthofareal auf eine Wohnbebauung verzichtete und stattdessen die dort ruhenden Vauban-Festungsfundamente freilegen und als Freifläche Ravelin V neu gestalten ließ. Die Gestaltung überzeuge „bis ins Detail“, pries die Jury die schon mehrfach prämierte Arbeit der Saarbrücker Architekten Dutt & Kist.

Nur ein Eigenheim findet sich 2018 unter den Haupt-Preisträgern: Silke und Rolf Sommers umgebautes und saniertes Bauernhaus in Homburg-Einöd. Bedauerlich, da die Architektenzunft, wie Jury-Chef Bauer betonte, mit dem Bauherrenpreis doch gerade die breite Bevölkerung, die Eigenheimbauer, für gutes Bauen gewinnen will. Bis auf eine Anerkennung für ein zweites Bauernhaus (in Saarbrücken-St. Arnual) und ein Ensemble aus vier Reihenäusern am Neubaugebiet Franzenbrunnen reichte es für die anderen Bewerbungen unter den Eigenheimen aber diesmal offenbar nicht.

Broschüre: www.aksaarland.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort