„Den perfekten Vater gibt es nicht“

Mit „Der Herr der Ringe“ gelang Viggo Mortensen (57) als edler Recke Aragorn der Durchbruch. Als Sigmund Freud war der in Südafrika aufgewachsene Däne in „Eine dunkle Begierde“ von David Cronenberg zu sehen, mit dem er auch „A History of Violence“ und den Mafiafilm „Tödliche Versprechen“ drehte. In seinem neuen Film „Captain Fantastic“ spielt er einen Hippie-Vater, der seine sechs Kinder autonom im Wald zu erziehen sucht – gegen einige Widerstände. SZ-Mitarbeiter Dieter Oßwald hat mit Mortensen über die Tragikomödie gesprochen.

 Vater Ben (Viggo Mortensen) und Tochter Zaja (Shree Crooks).

Vater Ben (Viggo Mortensen) und Tochter Zaja (Shree Crooks).

Foto: Simkins / Bleeker Street / Universum

Wenn Sie in "Captain Fantastic" durch die Wälder streifen, erinnert das an "Herr der Ringe".

Mortensen: Das haben die Kinder-Darsteller auch gesagt. Ich trage einen Bart und führe eine Gruppe kleiner Leute durch den Wald. Allerdings ist meine Filmfigur Ben ein viel besserer Kommunikator als Aragorn.

Was hat Sie am Drehbuch interessiert?

Mortensen: Thematisch geht es um den perfekten Vater. Den kann es natürlich nie geben, aber er ist dennoch ein schönes Denkmodell. Es verhält sich da wie mit der Demokratie. Völlige Demokratie ist unmöglich, dennoch sollten wir danach streben. Vatersein und Demokratie sind beides Prozesse, die nie endgültig abgeschlossen sind.

Wie groß müssen die Schnittmengen zwischen Ihnen und Ihren Figuren sein?

Mortensen: Bei jeder Figur muss man etwas Neues lernen. Zugleich gibt es immer Dinge, die einem bereits vertraut sind, was das Spielen leichter macht. Das Jagen und Fischen kenne ich, seit ich ein kleiner Junge war. Umgekehrt hatte ich Pro-bleme mit dem Klettern, weil ich unter Höhenangst leide.

Wie politisch nahe steht Ihnen dieser Hippie-Vater Ben?

Mortensen: Mir gefallen seine Erziehungsmethoden. Er setzt auf das offene Gespräch und will seine sechs Kinder zum eigenständigen Denken anregen. Solche Prinzipen sind mir nicht unbekannt, mit diesen Methoden habe ich auch meinen eigenen Sohn erzogen. Das kann anstrengend sein und zu überraschenden Ergebnissen führen. Kinder, die selbstständig denken, sagen ihrem Vater schon mal: "Du spinnst komplett." Aber daraus lassen sich fruchtbare Diskussionen entwickeln.

Wie hilfreich war "Herr der Ringe" für Ihre Karriere?

Mortensen: Wäre ich nicht einigermaßen bekannt, hätte ich die Rolle in "Captain Fantastic" wohl nicht bekommen. Umgekehrt kann die Popularität eines Schauspielers mithelfen, dass kleinere Filme überhaupt erst gemacht werden können.

Sind Ihnen solche kleineren Projekte wichtiger als Blockbuster?

Mortensen: Bei manchen Stars lautet das Motto "Einen Film für die Studios. Einen Film für mich." Mir wäre es lieber, wenn ich sämtliche Filme für mich mache. Mich interessiert vor allem die Geschichte, die erzählt werden soll. Es gibt allerdings keinen Plan für meine Karriere - vielleicht sollte ich den einmal entwerfen. Bislang bin ich jedoch ziemlich zufrieden.

Können Sie noch unbeachtet in einem Café sitzen und ihre Umgebung beobachten?

Mortensen: Damit habe ich kaum Probleme. Es hängt viel vom eigenen Verhalten ab. Die Umgebung spürt schnell, ob jemand nervös ist. Das geschieht völlig unbewusst und hat mit unseren alten animalischen Instinkten zu tun. Die anderen spüren, ob man Angst davor hat, erkannt zu werden. Wenn man deutlich zu erkennen gibt, dass man in Ruhe gelassen werden will, wird das meist respektiert.

Das klingt ja sehr entspannt.

Mortensen: Ich versuche eben auch, möglichst entspannt zu sein. Nur dann kann ich gute Arbeit leisten.

"Captain Fantastic" läuft zurzeit in der Camera Zwo (Sb).

Zum Thema:

Auf einen Blick Die neuen Filme: Das Filmhaus (Sb) zeigt die Komödie "El Olivio" und die ebenso sehenswerte Familiengeschichte "Ein neues Leben". In der Camera Zwo (Sb) starten die leichte Liebeskomödie "Die fast perfekte Welt der Pauline" und der Provinzkrimi "Schweinskopf al Dente". In einigen Kinos der Region sind der gelungene Fantasyfilm "Pete's Dragon" zu sehen und der Thriller "The Shallows": Der gewinnt aus minimalem Plot (Hai contra Schwimmerin) sehr viel Spannung. red Termine und Kritiken morgen im treff.region.

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