Colmars Museum Unterlinden zeigt 100 Werke von Otto Dix

Colmar · "Den Isenheimer Altar sah ich 2x, ein gewaltiges Werk von unerhörter Kühnheit und Freiheit abseits aller "Komposition" oder Konstruktion und unerklärlich geheimnisvoll in seinen Zusammenhängen", schrieb Otto Dix seiner Frau Martha. Der Brief vom 9. September 1945 ist mit gut 100 Werken des Malers im Colmarer Museum Unterlinden zu sehen. Sie illustrieren den Einfluss der berühmten religiösen Bildtafeln von Matthias Grünewald auf das Dix'sche Schaffen.

Von Picasso über Klee bis zu Baselitz: Grünewalds Bildtafeln haben viele Künstler inspiriert. Doch nur Dix habe sich während seiner ganzen Schaffenszeit auf den Isenheimer Altar bezogen, so Kuratorin Frédérique Goerig-Hergott. So lag es nahe, ihm nach der Wiedereröffnung des um rund 4000 Quadratmeter erweiterten Museums im Januar 2016 die erste zeitgenössische Ausstellung zu widmen. Dix ist wie viele deutsche Expressionisten in Frankreich kaum bekannt. Mit acht Werken besitzt Colmar eine der größten französischen Dix-Sammlungen, darunter zwei Gemälde und zwei Zeichnungen aus seiner Colmarer Zeit. Dix befand sich von April 1945 bis Februar 1946 im Gefangenenlager in Colmar-Logelbach. In dieser Zeit soll er rund 75 Werke entworfen haben.

Der Einfluss Grünewald wird schon in Dix' erster expressionistischen Phase sichtbar. Auf seiner "Pietà" von 1910 ist der Gekreuzigte mit aufgebrochenen Pestbeulen abgebildet. Mit dem Triptychon "Der Krieg" (1929-32) erreicht das Grauen der von Granaten zerfetzten Soldatenkörper und der ikonografische Einfluss der Altarbilder einen Höhepunkt. Leider wird es in Colmar nur in Reproduktion gezeigt. Im Original dafür die "Madonna vor Stacheldraht" von 1945 - das letzte von Dix gemalte Triptychon.

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