Auf einen Drink mit dem Messias

Saarbrücken · Mit „Jesus Christ Superstar“ haben sich die jungen Macher des Saarbrücker IntensivTheaters einen Musical-Klassiker ausgesucht, den sie als unkonventionelles Projekt mit Laien und Halb-Profis inszeniert haben. Am Dienstag hat das Musical in Neunkirchen Premiere.

 Regisseurin Jenny Theobald bei den letzten Proben zu „Jesus Christ Superstar“. Foto: Anika Meyer

Regisseurin Jenny Theobald bei den letzten Proben zu „Jesus Christ Superstar“. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

Eine gewisse positive Anspannung, eine kribbelnde Rastlosigkeit liegt in der Luft. So wird denn auch der Aufruf der künstlerischen Leiterin, Jenny Theobald, zu "15 Minuten Pause" schlichtweg ignoriert - die Darsteller wollen bei dieser Probe des Saarbrücker IntensivTheaters jede Minute nutzen, schließlich geht es in den Endspurt. Zum letzten Mal hat man sich am Wochenende im Musiksaal der Saar-Uni zusammengefunden, danach steht nur noch der Feinschliff am Premierenort, der Gebläsehalle in Neunkirchen, an. Ab kommenden Dienstag will das Ensemble dort "Jesus Christ Superstar" zeigen - ein Rockmusical, das die letzten sieben Tage im Leben Jesu nacherzählt und seit seiner Uraufführung 1971 zu den Klassikern im Musical-Genre zählt.

Nach dem weniger bekannten Musik-Thriller "Sweeney Todd", den Theaterproduzent Ganter als studentisches Projekt 2013 ebenfalls in Neunkirchen erfolgreich stemmte, wird es dieses Mal mit "Jesus Christ Superstar" eines der populärsten Musicals von Andrew Lloyd Webber mit Texten von Tim Rice sein, das Ganter als geschäftsführender Intendant des neu gegründeten "IntensivTheaters" gemeinsam mit Jenny Theobald und Timo Maul als Musikdirektor auf die Bühne bringt. Das Konzept der jungen Theatermacher ist unkonventionell, denn der Name des Unternehmens ist Programm: "IntensivTheater bedeutet, dass nicht nur das Stück gespielt, sondern das ganze Drumherum mit eingebunden wird", erklärt Theobald. Theater als "Event", aber ohne die übliche "Theater-Etikette".

In diesem Fall heißt dies, dass der Besucher in das Jerusalem zu Zeiten Jesu zurückversetzt werden soll: mit Marktständen im Foyer, inszenierungsbezogenen Häppchen, orientalischen Düften und Begegnungen mit den Bühnencharakteren.

Letztere werden von einer bunten Mischung aus Laien und (Semi-)Profis dargestellt, die bei einem Casting im Mai ausgewählt wurden. Die Studentin Jasmin Keßler etwa wird zum ersten Mal vor großem Publikum singen, doch so wie sie an diesem Nachmittag auf der Bühne steht, würde man das kaum vermuten. "Ich bin schon ein bisschen nervös, aber das pusht mich", sagt sie. Vor allem, weil sie sich im Ensemble so wohl fühle. "Wir sind wie eine große Familie!" Martin Herrmann hingegen, der den Judas mimt, bringt als freier Musiker und Schauspieler Erfahrung mit. Der Fokus liegt auf ihm mindestens ebenso sehr wie auf Jesus alias Dennis Klein, denn erzählt wird das Geschehen zu großen Teilen aus Judas' Sicht. "So habe ich die Chance, einem ,bösen' Charakter mehr Tiefe zu verleihen", sagt Herrmann. Der "Verräter" handelt in "Jesus Christ Superstar" nämlich hauptsächlich aus ideellen Gründen - weil ihm die Entwicklung der Bewegung um Jesus missfällt und er fürchtet, sie könnte entgleiten.

Diese Vielschichtigkeit ist neben der Beliebtheit des Musicals ein Grund, warum die Macher es ausgewählt haben. "In Zeiten, in denen Religion große Diskussionen auslöst, ist es hochaktuell", so Theobald.

Mit dem, was sich ihr an diesem Samstag bietet, kann sie zufrieden sein: Volltönende und lebhafte Szenen reihen sich aneinander - die künstlerische Leiterin optimiert dabei noch Kleinigkeiten in Standpositionen und Bewegungsabläufen. Das Ergebnis der rund sechsmonatigen Probenarbeit wird nach den Aufführungen in Neunkirchen (Gebläsehalle) auch in Saarlouis (Theater am Ring), Saarbrücken (Alte Feuerwache) und Pirmasens (Festhalle) zu sehen sein.

Premiere am 27. Dezember, 20 Uhr, in der Gebläsehalle in Neunkirchen. Weitere Termine/Tickets: www.intensivtheater.de

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