Nachrufe Arbeit im Weinberg der malerischen Energie

Saarbrücken/Berlin · Im Alter von nur 57 Jahren ist der saarländische Maler Volker Sieben in Berlin gestorben, wohin er 1990 übergesiedelt war.

 Volker Sieben (1960-2018), vor zehn Jahren in seinem Berliner Atelier.

Volker Sieben (1960-2018), vor zehn Jahren in seinem Berliner Atelier.

Foto: Archiv des Künstlers/Institut für aktuelle Kunst/Gerhard Westrich

Auf seiner Webseite fand sich zuletzt unter den biografischen Daten der Hinweis, dass er in diesem Jahr von der New Yorker Pollock-Krasner-Foundation eine Förderung erhielt. Nun ist, kaum dass das Jahr überhaupt begonnen hat, der aus Eiweiler stammende, in Saarbrücken sozialisierte und dann vor 30 Jahren nach Berlin übergesiedelte Maler, Performer, Installationskünstler und Musiker Volker Sieben dort im Alter von nur 57 Jahren einer schweren Krankheit erlegen. Volker Sieben, der eigentlich Jenal hieß und maßgeblich erst Anfang der 90er Jahre durch den saarländischen Maler Horst Hübsch (1952-2001) von der Musik zur Malerei fand, gehörte zu den interessantesten saarländischen Künstlern.

Zuletzt konnte man sich davon einmal mehr bei der Landeskunstausstellung „SaarArt“ überzeugen, zu der Sieben in deren Saarlouiser Station vier Gemälde beisteuerte, die seinen ganz eigenen malerischen Gestus zeigten. Hier wie auch in früheren Arbeiten nutzte Sieben die Leinwand als Palimpsest, was bildsprachlich eine Reihe von Erzähl- und Deutungsebenen zuließ und seinen Gemälden eine im Lauf der Jahre immer beredtere Sinnlichkeit verlieh. Versucht man, in sehr groben Linien Volker Siebens künstlerische Entwicklung seit seinen „Lehrjahren“ bei Horst Hübsch nachzuzeichnen, so lassen sich mindestens drei größere Werkphasen ausmachen: Beherrschten anfänglich noch Performances und mit Zeichnungen kombinierte Papier-Installationen seine Arbeit, so rückten nach der Jahrtausendwende Zeichnung und Malerei immer weiter in den Fokus. Damals prägte er jenen für ihn typischen filigranen Zeichenstrich aus wie auch (im Zeichen seiner vorherrschenden Themen Vergänglichkeit, Gewalt und Eros) eine düstere Farbensprache. Wobei darin auch zeitgeschichtliche Spuren (Leid und Krisenherde zeigende Pressefotos) einflossen und mittels der für Sieben charakteristischen Übermalungen dann Bestandteil wohlkalkulierter ästhetischer Verdichtungen (bei aufgelöster Figürlichkeit) wurden.

In den vergangenen Jahren, so hatte man jedenfalls den Eindruck,  hellten sich Volker Siebens von Gliedmaßen, Fratzen, Schemen, Wortfetzen und Krakellinien bevölkerte Bildwelten weiter auf, versprühten mehr Leichtigkeit. Seine ungemein dynamische, an der Mischtechnik (Öl, Kreide, Bleistift paarend) geschulte, aufgekratzte Handschrift aber blieb stets diesselbe. Sie wird uns nun fehlen.

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