Neue CD Aberwitziges mit links: Neues von Georg Ruby

Saarbrücken · Woanders würde der „Flügel-Wart“ schon mal die Magnum zücken, wenn man das teure Instrument nach moderner Art präparieren wolle, erzählte Georg Ruby am Mittwoch bei seinem Solokonzert in der Hochschule für Musik. Der Pianist und Professor an der HfM spielt gerne mit den Klangveränderungen, die etwa Metallkugeln oder schweres Gummi auf den Saiten bewirken. Einmal legte er eine ganze Menge Tischtennisbälle aufs Innenleben des Flügels, der daraufhin metallisch schnarrende Echoeffekte produzierte – das sei seinem ehemaligen Tischtennisverein gewidmet; dort sei er 1966 Schülervereinsmeister gewesen. „Ich dachte, das muss ich publikumsträchtig verwerten“, sagte Ruby augenzwinkernd.

 Georg Ruby.

Georg Ruby.

Woanders würde der „Flügel-Wart“ schon mal die Magnum zücken, wenn man das teure Instrument nach moderner Art präparieren wolle, erzählte Georg Ruby am Mittwoch  bei seinem Solokonzert in der Hochschule für Musik. Der Pianist und Professor an der HfM spielt gerne mit den Klangveränderungen, die etwa Metallkugeln oder schweres Gummi auf den Saiten bewirken. Einmal legte er eine ganze Menge Tischtennisbälle aufs Innenleben des Flügels, der daraufhin metallisch schnarrende Echoeffekte produzierte – das sei seinem ehemaligen Tischtennisverein gewidmet; dort sei er 1966 Schülervereinsmeister gewesen. „Ich dachte, das muss ich publikumsträchtig verwerten“, sagte Ruby augenzwinkernd.

Auch ernste Themen setzte der Komponist um, etwa das angstvolle Gefühl, gestalkt zu werden, oder das Leiden der Silberminenarbeiter in Potosí in Bolivien. Dort sei er zwar nie gewesen, aber eine TV-Dokumentation habe ihn inspiriert. Rubys neue CD heißt „Windmills“, was sich auf Michel Legrands Komposition „Windmills of Your Mind“ bezieht. Das Stück habe er zum ersten Mal als 16-jähriger in der Version von José Feliciano gehört, seither habe er immer etwas damit machen wollen, sagte Ruby. Seine Version begann mit festen Betätigungen des Dämpferpedals, wodurch alle Saiten gleichzeitig in Bewegung gerieten, was durchaus an Wind erinnerte; aber statt die Melodie in einer Klangwolke zu verstecken, ließ Ruby sie ganz nackt und in ganzer Schönheit erklingen. Danach erschuf er eine Traumwelt aus Klaviertönen und den sphärischen Geräuschen der präparierten Saiten – und ließ sie abrupt abbrechen, wie oft an diesem Abend. Dramatische Schlussakkorde gehörten nicht zum Repertoire des Virtuosen, lieber endete er, wenn der Zuhörer sich noch mitten im Stück wähnte.

Aberwitzige und bewusst holprige Läufe in der linken Hand kennzeichneten sein Spiel ebenso wie die Klangkaskaden der  rechten Hand. Auch gestand er, mit zunehmendem Alter einen Hang zu Balladen entwickelt zu haben. Neben den „Windmills“ waren das Ornette Colemans „Lonely Woman“ und „Und über uns der Himmel“ des Ufa-Komponisten Theo Mackeben, einem von Rubys Favoriten. Zwei Zugaben forderten die Zuhörer am Ende – das gab dem Jazzprofessor die Gelegenheit, mit einem anfangs lückenhaften und dann doch konventionellen Blues zu überraschen.

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