Abend unter Freunden: Queneaus Stilübungen im Saarbrücker KuBa

Saarbrücken · Nach diesem Abend möchte man Raymond Queneaus "Stilübungen" eigentlich gar nicht mehr lesen, nur noch hören. So brillant trugen Hinrich Schmidt-Henkel und Frank Heibert am Donnerstag im Saarbrücker KuBa ihre Neu-Übersetzung, besser gesagt Neuschöpfung des französischen Sprachspiel-Meisters vor.

Wie viel Schweiß und Mühen die Übertragung und Nachbildung der Queneau'schen Kurztexte erfordert haben müssen, ließen die beiden auch stilbewusst gekleideten Partner hier wie eine Quantité négligeable elegant unter den Nierentisch fallen. Als wär‘s auch für sie selbst nur ein heiteres Spiel gewesen, rezitierten sie die Variationen der lapidaren Ausgangs-Anekdote. Charmant und nie belehrend auch die Erläuterungen, die sie en passant zu Stilebenen, Tonlagen, rhetorischen Figuren und mathematischen Regeln gaben, derer sich Queneau und auch sie selbst bedient haben. Zu den 99 bekannten Variationen Queneaus und den erst neuerdings veröffentlichten, haben Heibert und Schmidt-Henkel zwölf nach Queneaus notierten Überschriften hinzugedichtet. Für den Zuhörer sind sie nicht zu unterscheiden.

So viel Saarländerbezug bei einem französischen Klassiker wie bei diesem gibt es kaum und niemand blieb unwähnt: Eugen Helmé und Ludwig Harig, die Queneau ohne Vorbild, wie Schmidt-Henkel betonte, 1961 erstmals ins Deutsche brachten. Den Hinweis auf die französische Neu-Edition erhielt Schmidt-Henkel demnach von Albrecht Buschmann, ebenfalls aus Saarbrücken stammender Romanist und Übersetzer. Und auch für Schmidt-Henkel war die Buchvorstellung ein Heimspiel, vielmehr noch ein Abend mit - vielen- Freunden. Lesen sollte man das Buch aber dennoch, denn alle 136 Variationen schafften die beiden Übersetzer dann doch nicht.

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