"Stars sind ignorant"

Wie sind Sie auf die Idee gekommen ausgerechnet heute eine Satire über die Vietnamkriegs-Filme zu drehen?Stiller: Das alles begann 1987, als ich eine kleine Rolle in Steven Spielbergs Kriegsfilm "Das Reich der Sonne" hatte

 Ben Stiller in seinem Film "Tropic Thunder": als eitler und nicht allzu intelligenter Mime Tugg Speedman. Foto: UIP

Ben Stiller in seinem Film "Tropic Thunder": als eitler und nicht allzu intelligenter Mime Tugg Speedman. Foto: UIP

Wie sind Sie auf die Idee gekommen ausgerechnet heute eine Satire über die Vietnamkriegs-Filme zu drehen?

Stiller: Das alles begann 1987, als ich eine kleine Rolle in Steven Spielbergs Kriegsfilm "Das Reich der Sonne" hatte. Damals sind gerade eine Menge Vietnamfilme wie "Platoon" und "Hamburger Hill" gedreht worden, viele meiner Freunde aus der Schauspielerszene haben da mitgewirkt. Plötzlich sind alle in diese Pseudo-Militärcamps gegangen, um als Vorbereitung auf den Film eine militärische Grundausbildung zu durchlaufen. Sie kamen zurück und erzählten, wie die Erfahrung ihr Leben verändert habe - als wären sie in einen wirklichen Krieg gezogen. Dabei haben sie nur zwei Wochen mit Platzpatronen aufeinander geschossen. Damals habe ich den ersten Entwurf geschrieben.

Das ist erst Ihre vierte Regiearbeit fürs Kino. Hatten Sie keine Angst sich mit einem 92-Millionen-Dollar-Projekt zu verheben?

Stiller: Einen Film in dieser Größenordnung zu realisieren, ist aufregend. Mit "Tropic Thunder" konnte ich in eine ganz andere Filmwelt eintauchen. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, eine Brücke in die Luft zu sprengen?

Wie wichtig ist es für Sie als Komiker, die Grenzen des so genannten guten Geschmacks gezielt zu überschreiten?

Stiller: So denke ich gar nicht. Der Humor basiert auf der Grundidee, dass sich Schauspieler und Filmemacher viel zu ernst nehmen und das Verhältnis zur Wirklichkeit verlieren. Ich fand es komisch, diese Figuren mit einer realen Kriegssituation zu konfrontieren, auf die sie dann mit ihren beschränkten Möglichkeiten reagieren müssen.

Dennoch haben Behinderten-Verbände in den USA gegen den Film protestiert, weil der von Ihnen gespielte Schauspieler einen geistig Behinderten mimt, um seine Karriere voranzubringen.

Stiller: Der Film spricht für sich selbst. Mir ging es darum, die Ignoranz der Stars darzustellen, die ernsthafte Themen für ihre Karriere vermarkten.

Ist es nicht riskant, eine Kriegsfilmsatire in einer Zeit herauszubringen, in der der Krieg im Irak in vollem Gange ist?

Stiller: Ich war mir der Gefahr durchaus bewusst. Aber "Tropic Thunder" ist keine Kriegssatire wie "M.A.S.H." oder "Catch 22", sondern eine Komödie über den Hollywoodbetrieb, der sich zu wichtig nimmt. Natürlich wusste ich, dass der Film durch den Krieg im Irak möglicherweise anders wahrgenommen wird. Aber als ich anfing den ersten Drehbuchentwurf zu schreiben, war der Irak-Krieg noch gar nicht in Sicht. Deshalb wollte ich mich nicht von diesen Bedenken beeinflussen lassen und etwa den Ton des Humors daraufhin verändern. Wir haben eine Testvorführung auf einer Militärbasis gemacht - und die Marines haben sich bestens amüsiert.

Der Film ist gespickt mit Verweisen auf Vietnamfilme wie "Apocalypse Now" und "Platoon". Versteht das jüngere Publikum die überhaupt?

Stiller: Für mich war das ein schwieriger Balanceakt zwischen den Ideen, die ich unbedingt im Film drin haben wollte, und denen, die nötig waren, um ein breites Publikum zu unterhalten. Der Film ist teuer, das Studio erwartet also, dass der Humor allgemein verständlich ist. Deshalb habe ich versucht, eine Geschichte zu entwerfen, die funktioniert, auch wenn man nicht unbedingt jeden Verweis auf die Filmgeschichte erkennt.

Kritik zu "Tropic Thunder" und die Termine in den Kinos morgen im treff.region.

Auf einen Blick

 Ben Stiller in seinem Film "Tropic Thunder": als eitler und nicht allzu intelligenter Mime Tugg Speedman. Foto: UIP

Ben Stiller in seinem Film "Tropic Thunder": als eitler und nicht allzu intelligenter Mime Tugg Speedman. Foto: UIP

Die anderen neuen Filme der Woche: "Der große Japaner" (Filmhaus, Sb) ist eine skurrile Entdeckung - was wie eine Sozialreportage beginnt, schraubt sich wahnwitzig zur satirischen Tragikomödie hoch: um Superhelden, Monster, Familie, Einsamkeit und Einschaltquoten. Ebenfalls sehenswert ist das Drama "Tage des Zorns" (Camera Zwo, Sb) mit Mads Mikkelsen ("Casino Royale") als Widerstandskämpfer im Dänemark unter den Nationalsozialisten. "Underdogs" (Filmhaus, Sb) erzählt launig von einem Resozialisierungsprojekt im Gefängnis: Häftlinge sollen Welpen zu Blindenhunden ausbilden. Enttäuschend fällt "Redbelt" (Cinestar, Sb) aus, trotz Buch und Regie des renommierten David Mamet: Die Geschichte einer trügerischen Karriere in Hollywood ist recht schematisch und vorhersehbar. red

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