Saarländisches Künstlerhaus Glasobjekte, Klangversuche und Rätselbilder

Saarbrücken · Das saarländische Künstlerhaus zeigt herausragende Glaskunst, eine talentierte Malerin und einen konzeptuellen Klangkünstler.

 Das Gemälde „Who loves me“ von Cordula Sumalvico gibt den Betrachtern Rätsel auf.

Das Gemälde „Who loves me“ von Cordula Sumalvico gibt den Betrachtern Rätsel auf.

Foto: Künstlerhaus

In der aktuellen Ausstellung des Saarländischen Künstlerhauses rückt ein in der Kunst kaum beachtetes Material in den Mittelpunkt. Glas ist ein Stoff, der bei Künstlern auf wenig Gegenliebe stößt, denn wer damit arbeitet, muss viel handwerkliches Können mitbringen und sich auf die Limitierungen des Materials einlassen.

Die Luxemburgerin Pascale Seil ist eine der wenigen ausgebildeten Glasbläserinnen. Ihre Objekte bestehen meist aus Ringen oder Kugeln. Die dicken Glasringe sind auf der Innen- und einer Außenseite bemalt. Den durchsichtigen Glaskörper nimmt man bei großer Entfernung kaum wahr, sodass die Farben in der Luft zu schweben scheinen. Die Kugelobjekte haben ebenfalls eine Innen- und Außenbemalung mit zusätzlichen Körpern im Inneren und sind oftmals an mindestens einer abgeflachten Seite offen. So entstehen ganz besondere Sinneseindrücke, die zum genauen Schauen einladen.

Der aus Zwiesel stammende Christian Schmidt arbeitet weniger mit dem Material, sondern nutzt es als Malgrund. Mit Diamantstiften graviert er ohne Vorzeichnung auf Vasen, Teller und Flachglas skurrile Figuren, die an die nordische Sagenwelt erinnern, und erzählt damit kleine Geschichten. Häufig nutzt er Überfangglas, das aus mehreren Glasschichten mit Farben besteht. Seine Märchenwelten werden so kobaltblau, leuchtend rot oder gelb.

Die Göttinger Künstlerin Gabriele Küster gilt als Meisterin des „Glasfusings“: Dabei werden unterschiedlich gefärbte Glasteilchen miteinander verschmolzen. So entstehen bei Küster Deckelgefäße und Schalen mit wabenförmigen Farbverläufen. Die Grenzen von Kunst und Design verschwimmen.

Im Studio des Künstlerhauses präsentiert der Saarländische Künstlerbund den ersten Teil seiner Jahresausstellung. In diesem Jahr zeigt Cordula Sumalvico neue Arbeiten. Die 1971 in Pforzheim geborene Malerin ist seit 2013 Meisterschülerin von HBK-Rektorin Gabriele Langendorf und erzählt in ihren großformatigen Leinwänden Geschichten – fraglich ist nur welche. Meisterhaft versteht sie es, Situation aus Fragmenten zu erstellen, die uns ratlos zurücklassen. Während ihre Bilder anfangs noch stark realistisch geprägt waren, sind sie inzwischen gestischer und fokussieren auf wenige Figuren. Wie etwa auf dem Bild „All Beauty must die!“, auf dem schemenhaft eine junge Frau auf dem Boden sitzend ins Nichts starrt. Vor ihr liegen ein erlegter Hirsch und ein totes Kaninchen. Der Hintergrund ist in düsteren Farben eingefärbt, von grellen Flecken im Bildzentrum einmal abgesehen.

Noch absonderlicher ist das Gemälde „Who loves me“. Im Bildzentrum liegt ein sich küssendes Paar eng umschlungen auf einem Bett. Das Gesicht der Frau ist in gespachtelten Grautönen und rosa Spritzern fast ausradiert. Davor am Fuß des Bettes ein erschöpfter oder toter Mann mit nacktem Oberkörper. Daneben zwei spielende Kinder. Im Hintergrund eine unbeteiligt dreinblickende Frau und eine verhüllte Figur, die dem Betrachter den Rücken zuwendet. Ist das eine Geschichte oder sind es Versatzstücke eines Lebens? Die vielfältigen Bildwelten bleiben unklar und fordern vom Betrachter eigene Erklärungen. Spannend und anregend ist das und ein bewusster Bruch mit Denk- und Sehgewohnheiten.

Im Keller des Künstlerhauses zeigt der Kölner Klangkünstler Hans W. Koch die Arbeit „mengenlehre (the O. theorem no. 19)“. Mit konzeptuellem Ansatz zwischen Kunst und Musiktheorie untersucht er die Entstehung von Klang und Struktur als Prozess. Im Raum hängt ein Objekt mit zwölf Flächen, in die Lautsprecher gespannt sind. Aus diesen erklingen in schneller Folge Akkorde, die alle zwölf Töne der chromatischen Skala im Raum von vier Oktaven abspielen. Dabei weben sie aus den schnell wechselnden Zwölftonakkorden einen Klangteppich.

 Eine Glasskulptur von Pascale Seil.

Eine Glasskulptur von Pascale Seil.

Foto: Francois Golfier

Das Künstlerhaus ist Di bis So von 10 bis 18 Uhr geöffnet. „GlasWerk“ – Gabriele Küstner, Christian Schmidt und Pascale Seil – läuft bis 12. August. Ebenso die Klangkunst von Hans W. Koch. „All Beauty must die!“ ist bis 15. Juli zu sehen.

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