Alain Delon, das große Rätsel

Saarbrücken · In den 60er- und 70er Jahren war Alain Delon, neben dem ewigen Rivalen Jean-Paul Belmondo, der größte Star des französischen Kinos. Arte zeigt nun einige seiner Filme – und ein neues, sehenswertes Porträt.

 Klassische Rolle: Delon 1967 als stoischer Killer in „Der eiskalte Engel“. Foto: Arte/Grant Archive/Mary Evans Picture Library/Photononstop

Klassische Rolle: Delon 1967 als stoischer Killer in „Der eiskalte Engel“. Foto: Arte/Grant Archive/Mary Evans Picture Library/Photononstop

Foto: Arte/Grant Archive/Mary Evans Picture Library/Photononstop

Unvergessliche Momente hat Alain Delon , der gallische Film-Mythos, dem Kino geschenkt; eine schillernde, rätselhafte Starpersönlichkeit lieferte er gleich mit, mit Brüchen und Widersprüchen. Delon war im Lauf seiner Karriere ebenso Kommerz- wie Autorenfilmer, Produzent mit Mut zum Risiko ebenso wie kalkulierender Geschäftsmann, dazu politisch ein Rechtsaußen, der dennoch mit "Endstation Schafott" einen engagierten Film gegen die Todesstrafe drehte.

Arte widmet dem 80-Jährigen nun eine Filmreihe, in deren Zentrum die neue Dokumentation "Alain Delon , persönlich" steht. Regisseur Philippe Kohly zeichnet das Leben Delons abendfüllend nach, mit Interview-Passagen und Filmausschnitten der letzten Jahrzehnte. Der Person Delons nähert sich der Film psychologisch - grundlegend ist für Kohly die frühe Trennung von Delons Eltern: Er wird immer, auch als Mann, ein verlorenes Kind bleiben und sucht sich wohl deshalb Ersatzfamilien (kurzzeitig beim Militär) und später Ersatzväter - erfahrene Regisseure, mit denen Delon seine besten Film dreht: René Clément ("Nur die Sonne war Zeuge"), Luchino Visconti ("Rocco und seine Brüder"), Jean-Pierre Melville ("Der eiskalte Engel"). Ihnen ordnet sich Delon gerne unter, doch sonst ist er ein Alpha-Tier, auch bei seinen Begleiterinnen - Romy Schneider , Natalie Delon, Mireille Darc und bei seinen späteren Freundinnen, die, so heißt es in der Doku, vor allem eines verbindet: ein bewundernder Blick in Richtung Delon. Der pflegt unter anderem Freundschaften zu Gangstern (die zum Front-National-Politiker Jean-Marie Le Pen bleibt hier unerwähnt), sein Leibwächter wird ermordet, der Mord nie aufgeklärt.

Die Interviewschnipsel mit Delon sind bemerkenswert offen: Im Blick auf die fulminante Schönheit in seiner Jugend bemerkt er: "Da wurde mir klar, dass nicht jeder im Leben die gleiche Chance hat". Später sinniert er über den eigenen Mythos, der ihn auch beengt: "Wenn man mal Alain Delon ist, muss man es auch bleiben - das ist wie ein Gesetz."

Das letzte Karrieredrittel rafft die Doku sehr, aber auch verständlicherweise, hat Delon doch kein spektakuläres Alterswerk vorgelegt. Bittersüß endet das Porträt: zum einen mit Delons herrlicher Selbstkarikatur in "Asterix bei den Olympischen Spielen" als, was sonst, Caesar; zum anderen mit einem Blick auf Delons abgeschirmtes 58-Hektar-Anwesen bei Paris. Dort lebt er heute alleine mit seinen Hunden, von denen er im Laufe der Jahrzehnte 35 begraben hat, neben einer eigens gebauten Kapelle, wo dereinst seine Trauerfeier stattfinden soll. Eine typische Delon-Geste - pompös und anrührend zugleich.

Die Termine: Sonntag, 20.15 Uhr: "Alain Delon , persönlich", 21.45 Uhr: "Monsieur Klein"; Montag 20.15 Uhr: "Rette Deine Haut, Killer", 22 Uhr: "Der Schocker"; Mittwoch 20.15 Uhr: "Der Swimmingpool".

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