Das Atrium Quartett bei den Kammermusiktagen in Mettlach Furchtloses, charismatisches Musizieren

Mettlach · Das Atrium Quartett gastierte im Rahmen der Kammermusiktage in der Alten Abtei in Mettlach.

In der Musik ist expressive Aufrichtigkeit den unermüdlich Wagenden vorbehalten, Arthur Schopenhauer hat in diesem Zusammenhang einmal vom „freien, furchtlosen Menschen“ geschrieben. Nun erinnerte das „Atrium Quartett“ gestern Vormittag bei den „Kammermusiktagen Mettlach“ daran, wie kostbar (und rar) ein solch durch und durch zulassendes Ensemblespiel doch ist.

Die flutende Natürlichkeit, etwa von den schwelgerischen Anfangsphrasen des Brahms’schen „Streichquartetts Nr. 2“ transportiert, täuschte über die enorme Komplexität dieser im ersten Satz beständig Fahrt aufnehmenden Motiv-Metamorphose hinweg, wenn die Stimmen sich immer mehr kanonisch überlagern, nach einem letzten sehnsüchtigen Aufblühen in den Strudel der Coda stürzen. Im Finalthema schließlich arbeitete das St. Petersburger Quartett sodann die Wahlverwandtschaft zum eröffnenden Kopfsatz wunderbar dialektisch heraus.

Für Schostakowitschs „Streichquartett Nr. 1“ wurde ein frühlingshaft-lyrischer Grundton angeschlagen, ohne die zuweilen mitschwingende Pointiertheit des neoklassizistischen Werks, wie im walzerartigen Trioteil des Scherzos ausgeführt, zu vernachlässigen. Sein zweites Streichquartett in F-Dur soll Tschaikowsky in nur einer einzigen Nacht zugeflogen sein, bezeichnend die inspirierte Leichtigkeit auf formaler Ebene, wo sich Walzer, Klagegesang und Fuge nebeneinander einreihen. Besonders beifallswürdig geriet das „Adagio“ mit seinen sich lüftenden Chromatikschleiern zu Beginn, denen Verweilen in lichten Dur-Regionen folgt. Anschließend gab dieses höchst charismatische Ensemble noch Puccinis „Crisantemi“ als melancholischen Herbstausblick zum Besten.

Weitere Konzerte: Am Sonntag, 2. September: Arcis Saxophon Quartett 9. September: Klenke Quartett mit Stefan Fehlandt (Viola). Beginn: jeweils 11 Uhr. Karten:  www.musik-theater.de

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