Kolumne Unsere Woche Kürbisse, überall Kürbisse

Oh ja. Ein Kürbis. Wie sehr habe ich mir als Kind einen Kürbis gewünscht. Nur, um auch eine Fratze daraus zu schnitzen, mit einer Kerze zu bestücken und vor die Haustüre zu stellen. Stattdessen mussten wir Zuckerrüben bearbeiten. Eine echte Herausforderung. Außerdem sind sie sehr schnell sehr unansehnlich geworden. Runzelig und faltig. Oft schon am selben Tag. Rückblickend habe ich auch irgendwie das Gefühl, dass der Kürbis vor 30 Jahren eine Rarität war.

Heute ist das anders: Überall gibt es Kürbisse. In allen Formen, Farben und Größen. Und spätestens am 30. Oktober dreht sich in St. Ingbert und Blieskastel wieder alles um dieses skurrile Gemüse. Seine Zeit beginnt zwar schon im August, aber die größte Nachfrage dürfte wohl Ende Oktober sein. Zu Halloween, den Abend vor Allerheiligen. Und wer sich bis dahin noch keine Fratze aus einem Kürbis geschnitzt und vor die Haustüre gestellt hat, wird es wohl auch nicht mehr tun.

Allerdings will ich ganz ehrlich sein: Ich werde wohl zu eben jenen gehören. Geschnitzt hab ich gerne, ansonsten aber ist dieser Brauch an mir vorbeigerannt. Im Galopp. Von Haustür zu Haustür zu ziehen und nach Süßigkeiten fragen und im selben Atemzug Saures anzukündigen? Nein. Trotzdem bleibe ich im Supermarkt am Süßigkeitenregal stehen. Es ist ja bald Halloween. Und irgendwie will gar nicht wissen, was „Saures“ wirklich bedeutet. Ähnlich wird es wohl vielen Älteren gehen, mit diesem Brauch, er ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebt.

Doch Halloween und die damit verbundene gewachsene Nachfrage an Kürbissen bringt durchaus noch was Gutes mit sich: Heute gibt es die Kürbisse in einer unglaublichen Vielfalt nicht mehr nur in vereinzelten Hofläden, sondern überall: Auf Märkten, in jedem Supermarkt und Discounter. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat der Anbau von Speisekürbissen in Deutschland in den vergangenen Jahren stark zugenommen: Allein die Anbaufläche ist in Deutschland von 1217 Hektar in 2006 auf 3485 Hektar im Jahr 2015 angewachsen. Geerntet wurden 2015 insgesamt 68 320 Tonnen, 2006 waren es demnach noch 41 100 Tonnen.

Die stark gestiegene Nachfrage allein auf das Halloween-Fest zu reduzieren, würde dem Kürbis nicht gerecht werden. In seiner Vielfalt hat er nämlich auch die Küchen (zurück)erobert. Nicht als Deko-Objekt, sondern gebraten, gebacken oder gekocht, im Risotto, als Suppe, im Salat, mit Nudeln oder Kartoffeln. Ich werde mir dieses Jahr wohl doch noch einen Kürbis holen. Vielleicht für eine Suppe? Oder doch eine Fratze?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort