Krumme Touren, super Jungs

Zugegeben, Bäckereien und Süßwarenläden überfallen, ist nicht eben die gängige Art einen verlorenen Vater wieder zu finden. Nur weil man hofft, auf dem L.A. Strip über eine der großen TV-Leinwände zu flimmern, wie man gerade einem arglosen Verkäufer eine Pistole unter die Nase hält und mit tütenweise Donuts abzieht

Zugegeben, Bäckereien und Süßwarenläden überfallen, ist nicht eben die gängige Art einen verlorenen Vater wieder zu finden. Nur weil man hofft, auf dem L.A. Strip über eine der großen TV-Leinwände zu flimmern, wie man gerade einem arglosen Verkäufer eine Pistole unter die Nase hält und mit tütenweise Donuts abzieht. Es sind verzweifelte Maßnahmen, die die abgedrehte Paisley und ihr braver Zwillingsbruder Beau ergreifen, um ihren obdachlosen Ex-Knacki-Dad zu finden. "Ziemlich krumme Dinger'', das Jugendbuchdebüt der englischen Autorin C. J. Skuse, strotzt vor skurrilen, komischen Ideen und himmelschreienden Wendungen in einer völlig schrägen Handlung. Skuse ist Meisterin einer unverkrampft echten Sprache. Wo die Wunderzwillinge auftauchen, brennt das Pflaster, so cool sind sie.C. J. Skuse: Ziemlich krumme Dinger. Chicken House, ab 14 J., 368 S., 14,95 €

Tom Harvey hat sich verändert, seit ein iPhone seinen Schädel zertrümmerte, in seinem Hirn passiert Unfassbares. Er ist vernetzt, sein Kopf ist voll Wissen. Milliarden Daten durchschwirren ihn wie Bienengesumm. Nicht nur das. Seit dem Unfall, eigentlich ein versuchter Totschlag, ist der Durchschnittsjunge aus dem Südlondoner Hochhausghetto mutiert zu einer Art Superman, mit fluoreszierender Schutzhaut und Elektroschockkräften. Tom ist iBoy. Diese Geschichte um "iBoy" könnte peinlich werden, erzählte sie nicht der britische Thrillerkönig Kevin Brooks, der mit preisgekrönten Jugendbüchern wie "Road of the Dead"' oder "Black Rabbit Summer" bewiesen hat, dass er so fesselnd schreiben kann wie kaum ein anderer. Logik ist Nebensache in dieser Rächerstory mit Comic-Touch, eingebettet in eine traurige, realitätsnahe Milieustudie. Trostlos, brutal ist die Welt von "iBoy". Marodierende Jugendgangs terrorisieren Wohnviertel. Drogen, Raub und Gruppenvergewaltigung sind an der Tagesordnung. Tom will, dass jemand bezahlt. Brooks hat hier eine philosophische Metaebene eingebaut, die sich mit der Uneindeutigkeit von Moral beschäftigt und der Unmöglichkeit alles Übel auszumerzen. Das verleiht "iBoy'' glaubwürdige psychologische Tiefe.

Kevin Brooks: iBoy. dtv premium, ab 14 J., 298 S., 13,90 €

Er ist ein Meisterkombinierer. Wo Scotland Yard nicht weiter weiß, löst er verzwickte Kriminalfälle. Die unscheinbarsten Details sind für Sherlock Holmes Zaunpfähle, die den Weg zu den Bösewichten weisen. Für Arthur Conan Doyles genialen Detektiv hat der englische Autor Andrew Lane mit "Young Sherlock Holmes. Der Tod liegt in der Luft" eine abenteuerliche Kindheit erfunden, den Auftakt einer Serie. Onkel und Tante in Farnham muss er in den Ferien besuchen, was dem jungen Holmes nicht passt. Vor Ort geschehen dann merkwürdige Dinge, es gibt Tote, von roten Beulen übersät und umweht von einer merkwürdigen Rauchwolke. Die Beulenpest? Fluchtartig verlassen die Ersten den Ort. Anderes glaubt Sherlock, und er kann es beweisen. Abgesehen von ein paar Unstimmigkeiten überzeugt die Geschichte um einen Schurken mit nur einem Ziel: das Britische Empire vernichten. rr

Andrew Lane: Young Sherlock Holmes. Der Tod liegt in der Luft. Fischer, ab 14 J., 417 S., 8,99 €

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