Kritik an Grewenigs Äußerungen

Völklingen/Saarbrücken. In der Debatte um eine mögliche Umbenennung des Völklinger Stadtteils Hermann Röchling Höhe formiert sich Kritik an Aussagen des Generaldirektors der Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig. Dessen Rechtfertigungen in einem SZ-Interview vom Samstag seien unglaubwürdig, sagte der kulturpolitische Sprecher der saarländischen Linken, Lothar Schnitzler

Völklingen/Saarbrücken. In der Debatte um eine mögliche Umbenennung des Völklinger Stadtteils Hermann Röchling Höhe formiert sich Kritik an Aussagen des Generaldirektors der Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig. Dessen Rechtfertigungen in einem SZ-Interview vom Samstag seien unglaubwürdig, sagte der kulturpolitische Sprecher der saarländischen Linken, Lothar Schnitzler. Trotz "schönen Wortgekringels" habe Grewenig keine nachvollziehbare Verbindung zwischen dem Status des Weltkulturerbes und der Notwendigkeit der Namensnennung Hermann Röchling Höhe darstellen können.Grewenig hatte in dem Interview seine "gutachterliche Stellungnahme" vom Juni verteidigt, in der er die Befürchtung äußerte, eine Umbenennung des nach dem einstigen Hütten-Baron benannten Stadtteils könne zu einer Aberkennung des Weltkulturerbe-Titels führen. Grund sei die von der Unesco auferlegte Verpflichtung, eine sogenannte Pufferzone um das Welterbe zu definieren, in der Veränderungen nur noch schwer möglich sind. In diese Pufferzone falle auch die Hermann Röchling Höhe.

Scharfe Kritik an Grewenig übte auch der Historiker und Leiter der Heinrich Böll Stiftung Saar, Erich Später: "Der Versuch, mit sogenannten Gutachten die Entscheidung des Stadtrats zu beeinflussen, ist ein Versuch, die saarländische Öffentlichkeit für dumm zu verkaufen", so Später. Die 1945 von 37 Staaten der Anti-Hitler-Koalition gegründete Unesco mache die Benennung von Stadtteilen nach Nazi-Kriegsverbrechern nicht zur Voraussetzung einer Anerkennung als Weltkulturerbe. Seit 12 Jahren habe Grewenig nichts getan, um die Völklinger Hütte als historischen Ort des Leidens tausender Menschen kenntlich zu machen und die Beteiligung der Familie Röchling an den Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus zu dokumentieren.

Ähnlich äußerte sich am Montag auch die Völklinger Bürgerinitiative gegen das Vergessen und die Gleichgültigkeit. Grewenigs "selbst initiierte Pirouetten" seien bizarr, heißt es in einer Stellungnahme. Zwar habe dieser in dem Interview die Position der Bürgerinitiative aufgegriffen, eine Entscheidung über die Namensänderung sei nicht über einen Volksentscheid zu lösen. Grewenig sei es jedoch gewesen, der "wenige Stunden" vor der Entscheidung im Völklinger Stadtrat am 14. Juni "durch die Verteilung hunderter, sorgfältig hergestellter Hochglanzbroschüren an die Stadtratsmitglieder (…) in den Entscheidungsprozess eingegriffen" habe. Dieser "Eingriff in demokratische Entscheidungsprozesse und ihre Manipulation mittels öffentlicher Gelder" sei keine Kleinigkeit. jkl

Foto: privat

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort