Krise holt Saar-Wirtschaft einGfK-Chef erwartet 2009 Konsumerholung Ifo-Konjunktur-Index sinkt erneut stärker als erwartet

Saarbrücken. Die Saar-Wirtschaft ist nach Angaben der Saarländischen Industrie- und Handelskammer (IHK) in den Sog der weltweiten Krise geraten. Im Oktober seien die Aufträge vor allem in den Branchen Maschinenbau, Fahrzeugbau, Stahl und in den Gießereien massiv zurückgegangen

Saarbrücken. Die Saar-Wirtschaft ist nach Angaben der Saarländischen Industrie- und Handelskammer (IHK) in den Sog der weltweiten Krise geraten. Im Oktober seien die Aufträge vor allem in den Branchen Maschinenbau, Fahrzeugbau, Stahl und in den Gießereien massiv zurückgegangen. Entsprechend deutlich hat sich auch die Stimmung der saarländischen Unternehmen eingetrübt: Der IHK-Klimaindex, der die Einschätzungen der Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage und zu den Aussichten in den kommenden sechs Monaten widerspiegelt, ist innerhalb der vergangenen vier Wochen um zwölf Punkte auf 128 Zähler gefallen. Das ist der vierte Rückgang in Folge und der stärkste seit Berechnung dieses Index. "Nach drei insgesamt guten Quartalen befindet sich die Saar-Konjunktur jetzt in einer Phase deutlicher Abkühlung. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen signalisieren, dass die Schwächephase mindestens bis zum nächsten Frühjahr andauern wird", kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch die Umfrage der IHK Saarland, an der sich rund 180 Unternehmen beteiligten. Gleichzeitig forderte er steuerliche Entlastungen und moderate Tarifabschlüsse, um neues Wachstum zu fördern. Insgesamt bewerten laut IHK-Umfrage gut 27 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, 55 Prozent mit befriedigend und 18 Prozent mit schlecht. Der IHK-Lageindikator als Saldo aus Gut- und Schlechtmeldungen ist damit im Oktober gegenüber dem Vormonat um 19 Punkte auf nunmehr neun Zähler gefallen. Damit hat er sich dem für ganz Deutschland geltenden Ifo-Indikator angenähert, liegt aber weiterhin darüber. Besonders drastisch fiel der Rückgang in der Industrie aus. Hier ist der Lageindikator um 36 Punkte auf minus drei gefallen. Das ist der tiefste Stand seit Frühjahr 2003. Giersch: "Die Verbraucher sind stark verunsichert und stellen Käufe von Autos und langlebigen Verbrauchsgütern zurück." Die Konjunkturschwäche wird auch Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. In den am stärksten betroffenen Industriebranchen haben die Unternehmen bereits begonnen, der verminderten Nachfrage mit Produktionskürzungen zu begegnen. dpa Berlin. Der Chef der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Klaus Wübbenhorst, erwartet trotz der Finanzkrise, dass sich der Konsum in Deutschland 2009 besser entwickelt als im laufenden Jahr. "Wenn sich die Situation nicht noch weiter verschärft, sehe ich die Chance auf ein Konsumwachstum", sagte er der Tageszeitung "Die Welt". Für 2008 hatte die GfK ihre Prognose von einem Konsumwachstum von einem Prozent zuletzt auf Null herabgestuft. "Aus dem herrschenden, übertriebenen Pessimismus kann sehr schnell wieder vorsichtiger Optimismus werden", sagte er. Der Konsumforscher erwartet "nicht, dass wir in eine langanhaltende Rezession abgleiten. Ich schätze, dass diese Gefahr deutlich kleiner als 50 Prozent ist". Als Gründe für seine optimistische Einschätzung nannte Wübbenhorst unter anderem erste Erfolge der staatlichen Maßnahmen zur Stabilisierung des Bankensystems, den niedrigen Eurokurs und sinkende Preise, etwa für Energie. Zudem sei die Arbeitslosigkeit so niedrig wie seit 1992 nicht mehr.Allerdings könnten die Hersteller langlebiger Wirtschaftsgüter wie Autos, Möbel oder Waschmaschinen angesichts der Kaufzurückhaltung Probleme bekommen.ddpMünchen. Die Stimmung in der gesamtdeutschen Wirtschaft hat sich im Oktober zum fünften Mal in Folge eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklima-Index sank von 92,9 Punkten im September auf 90,2 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2003. Das teilte das Ifo-Institut gestern in München mit.Die Eintrübung war stärker als erwartet. Getragen wurde die Abwärtsbewegung ausschließlich von den verschlechterten Konjunktur-Erwartungen. Die derzeitige Lage beurteilten die Unternehmen hingegen sogar etwas besser als im Vormonat. Eine Rezession halten Ökonomen unterdessen für 2009 für sehr wahrscheinlich. "Die deutschen Unternehmen stellen sich auf eine rückläufige Geschäftstätigkeit ein", sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.Ein Abschwung in Deutschland scheint laut Experten indes sicher. Für Unicredit-Volkswirt Alexander Koch sind eine Rezession und eine anhaltende Konjunkturschwäche bis Mitte 2009 "ausgemachte Sache". Insgesamt aber seien Dauer und Ausmaß der deutschen Rezession allerdings noch unsicher. Auch Carsten Brzeski von ING Financials entwarf ein Rezessionsszenario. Zwar sei Deutschland im Zuge eines unerwartet starken Privatkonsums im dritten Quartal möglicherweise knapp um eine Rezession herumgekommen, doch dürfte dann das Schlussquartal ein "Desaster" werden, sagte er. Der monatlich unter rund 7000 Unternehmen erhobene Ifo-Geschäftsklima-Index gilt als wichtigstes Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft. ddp

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