Kraftwerke in Ensdorf stehen monatelang still

Ensdorf. Der Kraftwerkspark Ensdorf wird in diesem Sommer für mehrere Monate stillstehen. Das wurde gestern am Rande eines Besuchs des Bundesvorsitzenden der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, auf dem Kraftwerk deutlich. Dem Vernehmen nach will der Stromkonzern RWE Power schon ab heute den Block 3 (310 Megawatt Leistung) in die so genannte Kaltreserve stellen

Ensdorf. Der Kraftwerkspark Ensdorf wird in diesem Sommer für mehrere Monate stillstehen. Das wurde gestern am Rande eines Besuchs des Bundesvorsitzenden der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, auf dem Kraftwerk deutlich. Dem Vernehmen nach will der Stromkonzern RWE Power schon ab heute den Block 3 (310 Megawatt Leistung) in die so genannte Kaltreserve stellen. Ab April soll dann der Block 1 (120 MW Leistung), den der regionale Versorger VSE betreibt, vorläufig abgeschaltet werden. Grund: Die Einkaufspreise für Strom an der Energiebörse Leipzig (EEX) liegen derzeit bei mageren 5,8 Cent pro Kilowattstunde. Für diesen Preis könne man die elektrische Energie in Ensdorf nicht gewinnbringend produzieren. Außerdem würde in den Sommermonaten viel Strom aus Photovoltaik-Anlagen ins Netz fließen, der aufgrund des Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG) abgenommen werden müsse und daher den Kohlestrom verdränge, hieß es.Schon in den vergangenen Jahren war das Kraftwerk erheblich heruntergefahren worden. "Der Block 3 produziert nur noch ein Drittel der früheren Strommenge, beim Block 1 ist es noch krasser", verdeutlichte der Ensdorfer Kraftwerks-Direktor Hans-Hermann Michaelis. Um das Überleben der beiden Kraftwerksblöcke zu sichern, "benötigen wir die Hilfe von vielen", sagte René Ehm, Sprecher der betrieblichen Verdi-Gewerkschaftsgruppe und Vorsitzender des VSE-Konzernbetriebsrats, nach dem Besuch von Bsirske. Dieser hatte zuvor zugesagt, dass er helfen will, das Kraftwerk zu erhalten. Bsirske ist hier als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des RWE-Konzerns nicht ganz machtlos.

Ehm und seine Kollegen wollen "alles in Bewegung setzen, um die Arbeitsplätze im Kraftwerk zu erhalten". Zurzeit arbeiten in der Stromfabrik noch 118 Leute. Doch es würden auch viele Fremdfirmen beschäftigt, so dass seiner Einschätzung nach weitere 300 Arbeitsplätze mehr oder weniger stark vom Ensdorfer Kraftwerkspark abhängen. Die Stammbelegschaft will man während der Sommermonate mit Instandhaltungsarbeiten beschäftigen. Doch Ehm machte deutlich, dass "dadurch weniger Aufträge an Fremdfirmen gehen". Dabei sei Ensdorf "der ideale Kraftwerk-Standort; wir haben hier alles". Das reiche von einer Starkstrom-Leitung (380 Kilovolt) über eine Schiffsanlege-Stelle bis zu einem Bahn- und Autobahn-Anschluss. Außerdem gehöre inzwischen das komplette Gelände der VSE.

Ein wenig Hoffnung schaffte sich gestern dennoch Raum. Die Pläne, dass ein saarländisches Konsortium den Kraftwerks-Standort Ensdorf übernehmen und für einige Jahre weiterbetreiben will, nehmen offenbar konkrete Züge an. Bis Ende März könnte eine Entscheidung fallen, hieß es.

Meinung

Der erste Dominostein

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Die Schlinge um den Kraftwerkspark Ensdorf zieht sich immer enger. Nachdem die Produktionszeiten der Stromfabrik in den vergangenen Jahren schon erheblich gedrosselt wurden, sollen die beiden Blöcke in diesem Sommer mehrere Monate stillstehen. Die einzige Chance, den Standort Ensdorf noch einige Jahre am Leben zu halten, liegt in den Händen eines Übernehmer-Konsortiums, das sich derzeit formiert. Hier muss alles getan werden, damit diese Allianz zustande kommt. Doch das Ganze muss sich auch rechnen. Wohlfeile politische Forderungen helfen hier wenig. Ensdorf ist der erste Dominostein des Energiestandortes Saar. Sollte er fallen, wären die Kraftwerke in Fenne und Quierschied vielleicht die nächsten.

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