Konstruktion trifft auf Wirklichkeit

St Wendel · Mit der Software-Lösung der St. Wendeler Firma mwf-technology lassen sich komplexe Konstruktionsdaten mit dem fertigen Produkt vergleichen. Abweichungen können leicht ermittelt werden.

 Ein normaler Tablet-PC genügt, um die CAD-Daten mit der fertigen Konstruktion – hier ein Flugzeugrumpf – zu vergleichen. Foto: mwf

Ein normaler Tablet-PC genügt, um die CAD-Daten mit der fertigen Konstruktion – hier ein Flugzeugrumpf – zu vergleichen. Foto: mwf

Foto: mwf

Wie lässt sich die virtuelle Welt einer am Computer erstellten Konstruktionszeichnung (CAD) mit der Realität einer Autokarosserie oder eines Flugzeugrumpfs zusammenbringen? Es soll ferner schnell gehen und es dürfen keine aufwändigen Messverfahren mit monströsen Prüfständen eingesetzt werden. Die St. Wendeler Firma mwf-technology hat hierfür offenbar eine Software-Lösung gefunden. "Wir schaffen das mit einem ganz normalen Tablet-PC", sagt Christoph Andres, Geschäftsführer und Gesellschafter des Unternehmens.

Soll beim Prototyp einer Autokarosserie beispielsweise analysiert werden, ob die Schraublöcher so gesetzt wurden, wie der Konstrukteur es vorgegeben hat, setzt Andres an das Objekt seiner Beobachtung zunächst Markierungspunkte, die wie kleine Verkehrsschilder aussehen. Dann aktiviert er die Tablet-Kamera, in die die CAD-Konstruktion eingeblendet wird. So lässt sich die Abweichung von der Norm leicht feststellen und gleichzeitig dokumentieren. Um ein vollständiges Bild zu erhalten, kann er um die Karosserie herumgehen und alle möglichen Blickwinkel einfangen. Nach dem gleichen Prinzip lässt sich auch am Rumpf eines Flugzeugs feststellen, ob beispielsweise die Längs- und Querverstrebungen oder die Nieten den richtigen Abstand haben. "Unsere ersten Kunden kommen daher auch aus der Luft- und Raumfahrt, der Automobil-Industrie oder dem Schiffsbau."

Für diese so genannte augmented Reality - die computergestützte Erweiterung der Realität - "sind etliche Anwendungen denkbar", erläutert Maschinenbau-Ingenieur Andres, der vorher in der Industrie gearbeitet hat. So können die Presswerkzeuge, die einzelne Bleche zu Teilen einer Karosserie verformen, daraufhin überprüft werden, ob sie nach einem langen Produktionseinsatz noch der Fertigungsnorm entsprechen. Die mit dem Tablet-PC darüber gelegte CAD-Zeichnung zeigt, welche Werkzeugteile so verschlissen sind, dass sie ausgetauscht werden müssen, und welche Komponenten es noch tun.

Das von mwf-technology neu entwickelte Verfahren - das jipSystem - ermöglicht es auch, Produkte, die in einer fernen Fabrik hergestellt wurden, mit den zu Hause hinterlegten CAD-Vorgaben zu vergleichen und die Daten dann um die halbe Welt zu schicken. Erst wenn Konstruktion und Realität übereinstimmen, wird das Produkt zum Versand freigegeben.

"Unsere neue Software ist sehr gut angelaufen", sagt Mit-Geschäftsführerin Ulla Grenner. "Wir sind jetzt dabei, einen Vertrieb aufzubauen." Derzeit beschäftigt mwf-technology acht Mitarbeiter - in erster Linie Mathematiker, Informatiker und Grafiker, die das jipSystem mitentwickelt haben. Doch die Geschäftsführer sind überzeugt, dass der Personalbedarf bald ansteigen wird.

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