Konjunktur auf steiler Talfahrt

Berlin. Die deutsche Wirtschaft stürzt offenbar in eine tiefe Rezession. Nach Auffassung mehrerer Experten wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im kommenden Jahr wesentlich stärker schrumpfen als bislang angenommen. Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter warnte vor einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von vier Prozent

Berlin. Die deutsche Wirtschaft stürzt offenbar in eine tiefe Rezession. Nach Auffassung mehrerer Experten wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im kommenden Jahr wesentlich stärker schrumpfen als bislang angenommen. Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Norbert Walter warnte vor einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von vier Prozent. "Die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt rund ein Drittel", sagte er der "Bild"-Zeitung. Commerzbank-Experte Ralph Solveen zufolge befindet sich Deutschland "in der schlimmsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg". Auch die Bundesbank erwartet den schärfsten Abschwung seit 1993. Demnach geht die Wirtschaftsleistung (BIP) im nächsten Jahr um 0,8 Prozent zurück. Für 2008 rechnet die Bundesbank nur noch mit einem Plus von 1,3 Prozent. Noch im Juni hatte sie für 2008 ein Plus 2,0 Prozent und für 2009 von 1,4 Prozent erwartet. Seit Herbst hätten sich die Aussichten "markant verschlechtert", schreibt die Bundesbank. Die Finanzmarktkrise spitzte sich nach der Pleite der US-Immobilienbank Lehman Brothers nochmals zu, Deutschland rutschte wie andere Volkswirtschaften Europas in die Rezession.Erholung erst 2010So hat sich der massive Rückgang der Auftragseingänge in der deutschen Industrie im Oktober fortgesetzt. Wie das Bundeswirtschaftsministerium auf Basis vorläufiger Daten mitteilte, fielen die Bestellungen preis- und saisonbereinigt um 6,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr belaufe sich der Rückgang auf 17,3 Prozent. Tendenziell nehme "die Nachfrage aus dem Ausland und hier speziell die aus der Eurozone stärker ab als die aus dem Inland". "Erst im Zuge der erwarteten weltwirtschaftlichen Belebung im Jahr 2010 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder an Schwung gewinnen", schreibt die Bundesbank. Eine Voraussetzung sei jedoch, dass die Rettungspakete für Banken und Konjunktur wirkten. Dann sei 2010 mit einem Zuwachs des BIP um 1,2 Prozent zu rechnen. Zeitverzögert werde die schwache Wirtschaftsentwicklung auch den Arbeitsmarkt belasten. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte nach der Prognose der Bundesbank im Jahresdurchschnitt 2009 und 2010 um jeweils mehr als 100000 Menschen ansteigen. Dies würde aber "im Vergleich mit früheren zyklischen Schwächephasen keinen harten Rückschlag" bedeuten, schreibt die Notenbank. An der Preisfront erwartet die Bundesbank wegen sinkender Energie- und Nahrungsmittelpreise zunächst weitere Entspannung. Im Herbst 2009 dürfte die Inflation wieder anziehen. Im Jahresdurchschnitt 2009 wird ein Preisanstieg von 0,8 (Juni-Prognose: 2,2) Prozent erwartet, 2010 dann von 1,4 Prozent. ddp/dpa

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