Kommunikativer Offenbarungseid

Saarbrücken. Zum Rahmenprogramm der Landeskunstausstellung gehört die Reihe "Blaue Plaudereien" in der Stadtgalerie und im Künstlerhaus. Dort will man "Menschen verschiedener Professionen zusammenführen", heißt es

Saarbrücken. Zum Rahmenprogramm der Landeskunstausstellung gehört die Reihe "Blaue Plaudereien" in der Stadtgalerie und im Künstlerhaus. Dort will man "Menschen verschiedener Professionen zusammenführen", heißt es. Gut gemeint, aber die Runde am Mittwoch in der Stadtgalerie mit der Malerin Mane Hellenthal (Foto: Bellhäuser) und dem Kulturdezernten der Landeshauptstadt, Erik Schrader (Foto: Maurer), war eine einzige Bankrotterklärung der Kommunikation. Dabei trifft den Kulturdezernenten kein Vorwurf. Er fragte strukturiert immer an den Bildern lang nach dem Grund für fehlende Titel, nach Material, Themen und Machart. Mane Hellenthals Antwort ließ nichts Gutes ahnen: Sie habe den Bildern keine Titel gegeben "weil ich Sachen benennen müsste, die nicht benennbar sind."

Im Folgenden redete die Malerin flau vom "Faszinosum" von Dingen, die zu ihren Bildern führten und wollte die "Assoziationen offen lassen", die Schrader und das Publikum zu ihren Bildern vortrugen: "Ich möchte den Betrachter in seiner eigenen Welt belassen. Mir ist das wichtiger."

So verschwendete man Zeit bis Ernest Uthemann eingriff, zuerst mit der Frage nach der "Frauenkunst" das Ganze ein wenig befeuern wollte, aber nach erwartbarer Fehlzündung just diesen Umstand thematisierte. Es gehe doch darum, "Beliebigkeit auszuschließen". Man sei "nicht zur Urschrei-Therapie gekommen, bei der jeder etwas in den Raum ruft", gab er höflich, aber auch sehr klar zu Bedenken und bot mehrfach Mane Hellenthal Hilfestellung, um doch noch ins Gespräch zu kommen. Unfassbar, dass so etwas überhaupt gesagt werden musste. Dazu passte die aus dem Publikum eingebrachte Allzweckausrede, über Kunst könne man eben nicht sprechen.

Doch reflektiert ein Künstler immer seine Mittel. Darüber kann er sehr wohl sprechen. Den blinden Fleck jedes Kunstwerks wollte hier niemand polieren. Galeristin Ingeborg Besch brachte es auf den Punkt: "Gut, viele Künstler sprechen nicht über ihre Kunst. Aber warum haben Sie dann das Angebot hier angenommen?" Eine zufriedenstellende Antwort Mane Hellenthals? Fehlanzeige.

So bleibt ein Eindruck einer Beliebigkeit, von der auch ihre Bilder nicht frei sind, befördert durch den kommunikativen Offenbarungseid ihrer Malerin.

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