Leitartikel Ergebnis der Messer-Statistik wird vielen nicht gefallen

Die Messer-Statistik der saarländischen Polizei ist sehr verdienstvoll, weil sie die Diskussion endlich vom Kopf auf die Füße stellt und erstmals einen faktenbasierten Blick auf das Phänomen erlaubt.

Kommentar. Die Lehren aus der Statistik über Messerangriffe im Saarland
Foto: SZ/Roby Lorenz

Die Zahlen werden vielen Menschen aber nicht gefallen, weil sie nicht recht in ihr Weltbild passen.

Fangen wir bei den Rechtspopulisten an, denen es Freude bereitet, Syrer als „Messermänner“ zu verunglimpfen, die es auf Deutsche abgesehen haben. Diese Erzählung wird durch die Zahlen ziemlich klar widerlegt: In den 28 Monaten, die untersucht wurden, haben von den rund 23 000 Syrern im Saarland 31 einen Deutschen mit einem Messer angegriffen oder bedroht oder bei einer Körperverletzung ein Messer dabei gehabt. Jeder dieser 31 Angriffe ist einer zu viel, ganz klar, aber die Hysterie, die Teile der  Bevölkerung erfasst hat, ist unbegründet.

Man sollte die Kirche also im Dorf lassen, ohne sich zugleich blind zu stellen. Die Statistik zeigt auch, dass Syrer und Afghanen überproportional häufig in Konflikte mit Messern verwickelt sind. Es ist daher nicht ungehörig zu fragen, was bei der Integration schiefläuft und wie der Staat härter durchgreifen kann – bis hin zur konsequenten Abschiebung von Straftätern. Und interessant wäre auch zu erfahren, warum es in bestimmten Kulturkreisen verbreitet ist, Messer zu tragen.

Schließlich widerlegt die Messer-Statistik jene Menschen, die jedes Unwohlsein und jeden Zweifel an der öffentlichen Sicherheit umgehend als irrational niedermachen und Andersdenkende gerne belehren, dass es in Deutschland heutzutage doch so sicher ist wie seit 25 Jahren nicht mehr. Die Polizeiliche Kriminalstatistik gibt eine solche Interpretation nicht her, weil sie das Dunkelfeld ausblendet und die Gesamtzahl auch keine Aussage über die Qualität einer Straftat trifft. In der Gesamtzahl der Straftaten zählt ein Ladendiebstahl genauso viel wie ein Mord. Aber das ist ein anderes Thema.

Richtig ist: In den größten Teilen des Saarlandes gibt es keine Probleme mit Messern. Das ist eine wichtige Botschaft. Die Sonderauswertung der Polizei zeigt aber auch, dass dies in den Stadt-Zentren, vor allem Saarbrücken-St. Johann, wo jeden Tag abertausende Menschen arbeiten, einkaufen oder zum Arzt oder ins Kino gehen, mitunter anders ist. Dies mögen nur wenige Straßen sein. Der entscheidende Punkt ist aber: Für das Sicherheitsgefühl ist es ein riesengroßer Unterschied, ob ein Messer in irgendeinem Wohnzimmer gezückt wird oder im öffentlichen Raum vor dem Hauptbahnhof oder in einer Einkaufsstraße.

Für die Politik ist einiges zu tun: Der Ausbau von Integrations- und Sozialarbeit wäre nötig, aber auch ein härteres Vorgehen des Staates. Messer gehören zum Beispiel grundsätzlich nicht in Schulen. Auch temporäre und örtlich begrenzte Waffenverbotszonen können helfen. Wobei die Politik da keine zu großen Erwartungen wecken sollte: Irgendjemand muss die Kontrollen ja auch durchführen. Bei der saarländischen Polizei aber werden bis 2022 noch 110 Beamtenstellen wegfallen.

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