"Kollektiver Wucher an Bank-Automaten"

Berlin. Banken und Sparkassen geraten wegen der teils hohen Gebühren fürs Geldabheben an Automaten fremder Institute immer heftiger unter Druck. Die Verbraucherschützer sehen in der Höhe der Gebühren an "verbundfremden" Bankautomaten einen kollektiven Wucher

Berlin. Banken und Sparkassen geraten wegen der teils hohen Gebühren fürs Geldabheben an Automaten fremder Institute immer heftiger unter Druck. Die Verbraucherschützer sehen in der Höhe der Gebühren an "verbundfremden" Bankautomaten einen kollektiven Wucher. Der Vorstand des Verbraucherzentralen-Bundesverbands, Gerd Billen (Foto: ddp), forderte am Wochenende Konsequenzen durch das Bundeskartellamt. Auf den Hinweis, Banken und Sparkassen berechneten oft mindestens zehn Euro, in Extremfällen sogar 20 bis 30 Euro für einmal Geldabheben, meinte Billen, dies habe mit Marktpreisen nichts mehr zu tun. "Hier wird auf dem Rücken der Verbraucher ein Verdrängungswettbewerb geführt", kritisierte der Verbraucherschützer Billen. Das Bundeskartellamt sei nun gefordert und müsse prüfen, ob die Banken verbotene Absprachen getroffen hätten.Die Institute tricksten auf drei Arten, sagte der Verbraucherschützer. Erstens würden die Gebühren zum Teil 20 mal so hoch liegen wie die Kosten. Zweitens würden die Kosten nur sehr versteckt ausgewiesen, so dass die Kunden erst auf dem Kontoauszug Klarheit hätten. Drittens würden Geldautomaten teilweise für die Kunden von Konkurrenten komplett gesperrt.Ein Sprecher des Bundeskartellamts erklärte gestern auf Anfrage, dass das Amt sich "das Thema anschaue". Es lägen mittlerweile Beschwerden von Wettbewerbern und Verbrauchern vor. Laut einer Untersuchung der Finanzberatung FMH in Frankfurt sind im vergangenen halben Jahr die Gebühren fürs Fremdabheben durchschnittlich um 13 Prozent auf nunmehr 5,64 Euro pro Auszahlung gestiegen. Zehn Geldhäuser verlangen demnach von Kunden fremder Institute mittlerweile sogar zehn Euro pro Vorgang. Zu diesen Instituten gehören zum überwiegenden Teil Genossenschaftsbanken, aber auch Sparkassen und eine Direktbank. Branchenangaben zufolge schlägt ein Abhebevorgang bei einem Fremdinstitut tatsächlich mit 60 Cent zu Buche. Unterdessen erhöht auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner den Druck auf die Banken. Diese sollen ihre Kunden besser über Geldanlagen informieren. "Ich habe bisher immer auf das Prinzip der Freiwilligkeit gesetzt. Doch wenn sich beim Produktinformationsblatt vonseiten der Banken nichts tut, werden wir gesetzlich vorgehen", sagte Aigner. "Meine Geduld ist nicht endlos." Die CSU-Politikerin verlangte in diesem Zusammenhang: "Wir brauchen in Deutschland ein bundesweit einheitliches Informationsblatt, auf dem die Chancen, Risiken und Kosten einer jeden Geldanlage klar und übersichtlich beschrieben sind." Der Bundesverband deutscher Banken und der Deutsche Derivate-Verband hatten nach Angaben von Aigner noch im Dezember 2009 nach einem gemeinsamen Treffen ein Informationsblatt angekündigt. Die Banken und Sparkassen zeigen sich demnach grundsätzlich offen für mehr Informations-Transparenz, wollen sich aber nicht festlegen. afp/dpa

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