Kokerei Carling von Schließung bedroht

Carling. Bei den Beschäftigten der Kokerei im lothringischen Carling geht die Angst um. Sie bangen um ihre Arbeitsplätze. "Die Kokerei ist von der Schließung bedroht", titeln die französischen Zeitungen. Das Ende der der Kokerei war vor fünf Jahren schon einmal eingeläutet. Sie gehörte bis dahin dem französischen Bergbau-Konzern HBL, hätte Mitte 2005 dicht gemacht werden sollen

Carling. Bei den Beschäftigten der Kokerei im lothringischen Carling geht die Angst um. Sie bangen um ihre Arbeitsplätze. "Die Kokerei ist von der Schließung bedroht", titeln die französischen Zeitungen. Das Ende der der Kokerei war vor fünf Jahren schon einmal eingeläutet. Sie gehörte bis dahin dem französischen Bergbau-Konzern HBL, hätte Mitte 2005 dicht gemacht werden sollen. Doch im Jahr 2004 kaufte die saarländische Roheisengesellschaft Saar (Rogesa) den Koksproduzenten. Die Rogesa ist eine gemeinsame Tochter der Dillinger Hütte und der Saarstahl AG. Beide Unternehmen halten jeweils 50 Prozent. Damals boomte der Weltmarkt und man nenötigte zusätzliche Koks-Kapzitäten. Denn der Weltmarkt war leergefegt, jede Tonne Koks hat man für die Roheisenerzeugung in den Hochöfen der Rogesa gebraucht. Außerdem wurde damals beschlossen, die Zentralkokerei Saar (ZKS), die ebenfalls beiden Unternehmen zu gleichen Teilen gehört, zu modernisieren. Diese Modernisierung ist demnächst in einer ersten Zwischenstufe abgeschlossen. Im Herbst sollen 50 Öfen der dritten Batterie angefahren werden und ab November Koks produzieren. Mit dem Anfahren zu warten, gefährdet nach Ansicht von Experten die Investition. Denn es bestehe die Gefahr, dass sich die feuerfesten Steine mit Wasser vollsaugen. Dann seien die nicht mehr zu gebrauchen. Wenn diese 50 Öfen in Betrieb sind, wird eine der beiden anderen Batterien erkalten lassen und bis 2011 neu aufgebaut. Doch jetzt ist die Stahlindustrie in der Krise. Der Koks wird nicht gebraucht. Obwohl die beiden Kokereien auf Sparflamme fahren, türmen sich in Dillingen und Carling die Koksberge. 435 000 Tonnen hat man auf Halde. Ende des Jahres könnten es 700 000 Tonnen sein. Die Kokerei Carling, die im vergangenen Jahr noch 800 000 Tonnen Koks gebacken hat, ist zur Belastung für die Unternehmensgruppe geworden. Es sei so, "dass wir jeden Tag mehr als eine halbe Million Euro in die Hand nehmen, um Koks zu produzieren, den wir nicht brauchen und für den es auch keinen Käufer gibt", sagte unlängst Rogesa-Geschäftsführer Paul Belche, der auch Vorstandsvorsitzender der Dillinger Hütte ist. Zurzeit wird überlegt, die Kokerei in Carling zu verkaufen. Dazu hat man sich drei Monate Zeit gegeben. Diese Frist wird Ende August ablaufen. Konkret ist noch nichts. "Es gibt Interessenten und Kontakte", so eine Sprecherin auf Anfrage. Denn die Lage wird nicht besser. Zurzeit errichtet die Rogesa eine dritte Kohlenmahl-Anlage. Diese hat zum Ziel, die Kohle so stark zu zerkleinern, dass sie zur Eisenerzeugung direkt in die Hochöfen eingeblasen wird. Damit macht man den Prozess der Verkokung überflüssig und spart Kosten. Künftig wird also noch weniger Koks für die Rogesa-Hochöfen benötigt.Von den 400 Leuten, die auf der Kokerei in Carling arbeiten, sind mehr als 230 über die Sozialpläne der französischen Bergwerksgesellschaft "Charbonnages de France" abgesichert. Für knapp 170 Mitarbeiter gibt es noch keine Perspektive, sollten die Batterien abgeschaltet werden. Wenn dies geschieht, geht in Carling eine fast 100-jährige Kokerei-Tradition zu Ende.

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