Kleiner Öl-Boom im Elsass

Straßburg. Die Ölpumpe mitten im Maisfeld fördert bis zu 1000 Barrel Erdöl pro Woche aus dem Boden im nordelsässischen Scheibenhard. "Das ist für einen Ölmulti völlig uninteressant, aber für uns ist es rentabel", sagt der Chef des Unternehmens Géopétrol, Bertrand Launois

Straßburg. Die Ölpumpe mitten im Maisfeld fördert bis zu 1000 Barrel Erdöl pro Woche aus dem Boden im nordelsässischen Scheibenhard. "Das ist für einen Ölmulti völlig uninteressant, aber für uns ist es rentabel", sagt der Chef des Unternehmens Géopétrol, Bertrand Launois. Der Unternehmer aus Paris, der lange Jahre im Erdöl-Zuliefergeschäft tätig war, hat die Konzession 1994 von dem Erdölkonzern Total gekauft. Damals kostete ein Barrel Öl (159 Liter) etwa zehn Dollar, ein hübscher Unterschied zu den heutigen mehr als 100 Dollar. "Hätte Total damals die Preisentwicklung vorausgeahnt, hätte die Firma sicherlich nicht verkauft", sagt Launois, der mit 25 Angestellten in Frankreich etwa 40 kleine Vorkommen ausbeutet. Die kleine Pumpe mit ihrem nickenden Kopf gehört zu den vier Konzessionen im Elsass, die in Scheibenhard, am Schelmenberg nicht weit von Oberlauterbach und in Eschau südlich von Straßburg liegen. "Auszubeuten sind sie vielleicht noch zehn Jahre, vielleicht auch länger, wenn der Ölpreis so hoch bleibt oder noch weiter steigt", sagt Launois. Die Qualität des elsässischen Erdöls sei gut, "fast so gut wie Brent", die in Europa gängige Sorte mit niedrigem Schwefelgehalt. Launois liefert die 6000 Tonnen der elsässischen Jahresproduktion an die Raffinerie in Reichstett. Die Menge ist wirklich ein Tropfen auf dem heißen Stein und macht nicht mal ein Prozent der Produktion Frankreichs von etwa einer Million Tonnen aus, die hauptsächlich im Becken von Paris und im Südwesten gewonnen wird. Ein zweites Unternehmen, Oelweg, unter der Leitung des Ingenieurs Philippe Labat fördert Öl bei Oberlauterbach. Labat hat nur einen einzigen Angestellten. Er holt pro Tag nur etwa 15 bis 16 Barrel Öl aus 600 Meter Tiefe. Doch ist das Geschäft für ihn rentabel, "auch wenn der Staat etwa ein Drittel an Steuern kassiert". In historischen Zeiten gab es sogar einen "elsässischen Ölboom" mit dem Ort Merkwiller-Pechelbronn (von Pechbrunnen) als Zentrum. Dort wurden zwischen 1735 und den 1960er Jahren rund drei Millionen Tonnen Rohöl aus dem Boden gewonnen. Doch die Quellen sind längst versiegt. Im großen Stil wird auch in Zukunft im Elsass nichts zu holen sein. Rechnet man die elsässische Produktion seit dem 18. Jahrhundert bis heute zusammen, dann kommt dabei gerade mal eine Zwei-Wochen-Produktion des Ölstaates Kuwait heraus. Nach dem Gesetz kann jeder unternehmerisch gesinnte Bürger am neuen kleinen Ölboom teilhaben. Ein Privatmann darf auf seinem Gelände Erdöl suchen und verkaufen. Diesen Weg hat Launois eingeschlagen und hat eine neue Konzession für die Region um Soufflenheim erworben. Er blickt auch mit Interesse über die Grenze. "Ich würde gern mit deutschen Unternehmen zusammenarbeiten. Es gibt dort sehr gute Möglichkeiten", sagt Launois. Wo die seiner Meinung nach vielversprechenden Regionen liegen, will er aus Wettbewerbsgründen nicht sagen. "Hätte Total damals die Preisentwicklung vorausgeahnt, hätte die Firma sicherlich nicht verkauft." Géopétrol-Chef Bertrand Launois

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