Klein, aber fein

Die gebürtige Saarlouiserin Sabine Urig wurde 1998 bundesweit bekannt, als sie in der fünften Staffel die Hilde in der TV-Reihe „Familie Heinz Becker“ spielte. Ab morgen ist sie in Wes Andersons meisterlichem und starbestücktem Film „Grand Budapest Hotel“ zu sehen – als eine von drei äußerst finsteren Schwestern. Mit der 51-Jährigen, die zuletzt im Kino in Oskar Roehlers „Quellen des Lebens“ zu sehen war, hat SZ-Mitarbeiter Stephan Müller gesprochen.

 Das große Foto zeigt eine Szene aus „Grand Budapest Hotel“ mit Adrien Brody und Sabine Urig (zwischen Michaela Caspar und Heike Hanold-Lynch). Rechts oben: Sabine Urig in natura. Darunter eine Aufnahme aus ihrer Zeit ab 1998 als Hilde bei „Heinz Becker“ – mit Gerd Dudenhöffer als Titelfigur und Andreas Gergen als Stefan Becker. Fotos: Fox, Caroline Pitzke/Agentur Nicolai, Handwerker Promotion.

Das große Foto zeigt eine Szene aus „Grand Budapest Hotel“ mit Adrien Brody und Sabine Urig (zwischen Michaela Caspar und Heike Hanold-Lynch). Rechts oben: Sabine Urig in natura. Darunter eine Aufnahme aus ihrer Zeit ab 1998 als Hilde bei „Heinz Becker“ – mit Gerd Dudenhöffer als Titelfigur und Andreas Gergen als Stefan Becker. Fotos: Fox, Caroline Pitzke/Agentur Nicolai, Handwerker Promotion.

Frau Urig, wie sind Sie an die Rolle der Laetizia gekommen?

Urig: Ich war gerade auf dem Weg nach Wien zu einer Theaterproduktion, da kam eine Anfrage für ein sogenanntes "cold reading"- also ein Casting, bei dem ich vorher kein Drehbuch lese, sondern die Szenen erst beim Casting erarbeitet werden. Ehrlich gesagt hat mir das damals nicht so in den Plan gepasst. Zudem war auch unklar, wie groß oder klein die Rolle sein würde. Aber natürlich kannte ich Wes Andersons Filme. Jede Rolle bei ihm ist reizvoll, und seine Filme sind so angelegt, dass jede Rolle wichtig ist. Anderson hat mein Casting dann auf Video gesehen und es gefiel ihm. Für die zweite Casting-Runde kam Anderson nach Deutschland, um mit uns Schauspielern zu arbeiten. Da wurde gleich klar, dass er jede Rolle wichtig nimmt. Und ich dachte mir: Egal ob ich die Rolle bekomme oder nicht, Hauptsache ist, ich lerne Wes Anderson kennen und werde mit ihm arbeiten. Erst nachdem ich dann im November 2012 den Zuschlag bekam, durfte ich das ganze Drehbuch lesen. Es ist klasse, jetzt zur Wes-Anderson-Familie zu gehören. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass jeder Schauspieler mindestens einmal im Leben mit ihm arbeiten will.

Was ist das Besondere an der Rolle der Letizia?

Urig: Die Rolle ist sehr minimalistisch angelegt. Die drei Schwestern sind ziemlich skurril. Sie setzen Akzente, sind die i-Tüpfelchen bei vielen Szenen. Meine beiden Schwestern und ich haben ihre eigene Choreografie, wir müssen funktionieren wie ein Ballett. Die anderen beiden deutschen Schauspielerinnen - Michaela Caspar und Heike Hanold-Lynch - und ich haben vor den Aufnahmen intensiv geprobt. Und wenn trockene Komik gefragt ist, dann kann ich das ganz gut.

Wussten Sie da überhaupt, wer noch im Film mitspielen wird?

Urig: Das Verrückte war, dass wir das bis zur Kostümprobe nicht wussten. Wes Anderson hat uns drei dann nochmal ins Hotel gebeten und uns erzählt, dass Tilda Swinton unsere Mutter spielen wird und Adrien Brody unseren Bruder. Szenen hätten wir außerdem gemeinsam mit Jeff Goldblum und Willem Dafoe. Dann spielen noch Ralph Fiennes, Edward Norton, Bill Murray, Harvey Keitel und Owen Wilson mit. Ich war ziemlich geplättet.

Wie lief es dann beim Dreh?

Urig: Ich hatte zwar wenig Text, aber trotzdem sieben Drehtage. Nebenbei bemerkt: Jude Law war schon mit seinen zwei Drehtagen glücklich, zur Anderson-Familie zu gehören. Gedreht haben wir in einem Jugendstilkaufhaus in Görlitz, das das "Grand Budapest Hotel" darstellt. Wir drei Schwestern, die im Film die Besitzerinnen des Hotels sind, kamen am ersten Tag vor Ort in unseren Kostümen eine mit rotem Teppich ausgelegte Treppe herunter. Da haben Ralph Fiennes, Owen Wilson, Adrien Brody und Edward Norton unten im Saal eine Stellprobe gemacht. Als wir runterkamen, haben alle bewundernd zu uns hochgeschaut. Adrien Brody sagte dann: "Ihr seht toll aus". Ab da hatte ich schon so das Gefühl, der Schuppen, der gehört mir. Und ich war mit einem Schlag in der Rolle drin. Auffällig beim Dreh war, dass Wes Anderson immer darauf geachtet hat, dass nur das Personal am Set ist, das für die jeweilige Szene absolut gebraucht wurde. Da steht keiner rum - es wurde einfach sehr konzentriert gearbeitet.

Inwiefern ist die Rolle für Sie ein großer Karriereschritt?

Urig: Ich finde es toll, dass der Film eben auch international gesehen wird. Natürlich ist man mit so einer Rolle dann auch in den Köpfen der Casting-Agenten präsent, bei der nächsten Rolle, die sie besetzen müssen. Der Ritterschlag wäre natürlich, wenn Wes Anderson mich nochmal für eines seiner nächsten Projekte anheuern würde. Das wäre der Knaller.

"Grand Budapest Hotel" läuft ab morgen in der Camera Zwo (Sb). Kritik zum Film und zu den weiteren Neustarts der Woche morgen in unserer Beilage treff.region.

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