KfW warnt: Mittelstand lebt von der Substanz

Frankfurt · Der deutsche Mittelstand leidet unter der Konjunkturflaute im Euroraum, das zeigt eine Studie der Förderbank KfW. Vor allem die sinkende Kapitalausstattung der Unternehmen gebe Anlass zur Sorge.

Die Dauerkrise der vergangenen Jahre im Euroraum hat das Wachstum des deutschen Mittelstands gebremst. Das ergibt eine repräsentative Umfrage der KfW-Bank unter mittelständischen Unternehmen. Die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland seien zwar vergleichsweise gut durch die Krisen der letzten Jahre gekommen, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Dies habe aber Kraft gekostet: "Besonders die Entwicklung von Profitabilität und Eigenkapitalausstattung bei den Kleinen gibt Anlass zur Sorge."

Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, seien Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wahrscheinlich. Für 2014 und 2015 erwarteten die meisten Mittelständler keine Verbesserung ihrer Lage.

Nach den Zahlen haben die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ihren Umsatz im vergangenen Jahr zwar um 2,4 Prozent erhöht. Im Vorjahr lag dieser Wert jedoch noch bei 8,4 Prozent, wie Experten der staatseigenen Förderbank hervorhoben. Umsatzrendite und Eigenkapitalquote sanken vor allem bei kleinen Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern deutlich. "Das erhöht die Krisenanfälligkeit", erklärte Studienautor Michael Schwartz. Zeuner betonte: "Das KfW-Mittelstandspanel zeigt: Teile des deutschen Mittelstands leben auch von der Substanz."

Sinkende Erwerbstätigkeit

Zudem nahm zwar die Zahl der Vollzeitbeschäftigten um zwei Prozent zu. Da gleichzeitig die Teilzeitbeschäftigung um 15 Prozent abgebaut wurde, nahm erstmals seit sechs Jahren die Zahl der Erwerbstätigen im Mittelstand ab - wenn auch nur leicht um 0,3 Prozent auf 28,1 Millionen. "Der Jobmotor Mittelstand beginnt zu stottern, der Beschäftigungsaufbau 2012 wurde nicht mehr vom Mittelstand mitgetragen", sagte Zeuner. Der gesamtwirtschaftliche Zuwachs an Erwerbstätigen 2012 von rund 500 000 Menschen sei vollständig auf Großunternehmen und den öffentlichen Sektor entfallen.

Verunsichert durch die ungelöste Euro-Schuldenkrise stellten auch die KMUs Investitionen zurück - und das trotz historisch niedriger Zinsen. Die Investitionsausgaben sanken nach den Angaben 2012 um 2,4 Prozent auf 191 Milliarden Euro. Nur noch 41 Prozent der Mittelständler haben überhaupt investiert (minus zwei Prozentpunkte), sagte Zeuner. 2014 dürften die Investitionen aber wieder leicht anziehen.

Gerade bei kleinen Unternehmen zeigt sich eine wachsende Unzufriedenheit mit der Hausbank: Laut einer Forsa-Umfrage unter 1000 Mittelständlern bewerten nur 54 Prozent der Betriebe mit unter neun Mitarbeitern Service und Beratung ihrer Bank mit "gut" oder "sehr gut". Bei Betrieben bis 100 Mitarbeiter sind dies 81 Prozent der Betriebe.

Das KfW-Mittelstandspanel befragt seit 2003 jährlich Betriebe mit bis zu 500 Millionen Euro Umsatz. An der aktuellen Erhebung beteiligten sich insgesamt 11 400 Firmen.

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