Keine Zeit für den Blick zurück

Saarlouis · 1993 auf Initiative von Jo Enzweiler in Saarlouis gegründet, folgt das Institut für aktuelle Kunst im Saarland seither der Devise „Informieren, Publizieren, Archivieren“. Nun, im 20. Jahr seines Bestehens, gibt es Expansionspläne.

Zeit, um über das, was war, zu sprechen, bleibt kaum. Denn Jo Enzweiler, Direktor des Instituts für aktuelle Kunst im Saarland, weiß um die "einmalige Chance, das Projekt jetzt in Angriff zu nehmen." Gemeint ist das "Zentrum für Künstlernachlässe im Saarland und in der Großregion" mit Schaulager, Arto- und Kunstbibliothek sowie Studiensaal, das professionell gemachte Kunst und Künstler der Region aufarbeitet und vorstellt.

Dieser Plan wurde bereits 2008 präsentiert, 2010 mit einem von Künstlern und Kulturvermittlern unterzeichneten Referendum besiegelt und dann von den die hiesige Museumslandschaft belastenden Ereignissen verdrängt. Jetzt steht buchstäblich der Durchbruch bevor. Denn direkt hinter den Mauern des Saarlouiser Instituts liegen die ehemaligen Astra-Werke, in denen einst Zigaretten hergestellt wurden. Ein Investor, der sich auf dem gerade vom Stadtrat zur Bebauung und Ansiedlung neuer Unternehmen frei gegebenen Areal engagieren will, bietet dem Institut die direkt angrenzende Halle von 1400 Quadratmetern an. Eine ideale Lösung, weil direkt neben dem Institut gelegen und durch "geschossartigen Ausbau noch einmal um 300 Quadratmeter zu erweitern", sagt Enzweiler.

Wieder sollen Worten Taten folgen, wie 1990, als der damalige Saarlouiser Oberbürgermeister Richard Nospers die Verbindung von Kultur und Kommune förderte. Enzweiler nahm ihn beim Wort. Drei Jahre später bezog das Institut in das "Laboratorium", ein ehemaliges Pulvermagazin. Damals war Enzweiler noch Professor für Malerei an der von ihm als Gründungsrektor auf den Weg gebrachten Hochschule der Bildenden Künste Saar, woraus sich der Status des Instituts als An-Institut erklärt: der Hochschule angegliedert, aber finanziert durch Sponsoren, Spenden und Zuschüsse, für die ein Förderverein unter Vorsitz des Oberbürgermeisters von Saarlouis zuständig ist.

Der steht hinter dem Zentrums-Projekt. Nur das Geld dafür hat Roland Henz ebenso wenig wie das Institut. Henz kennt aber das in der Politik allgegenwärtige Zauberwort "Alleinstellungsmerkmal" und den Adressaten: die Landespolitik. Doch dort ist man bislang zurückhaltend, nicht anders Enzweiler, der von "vagen Zahlen" spricht, was Kosten angeht. Realistisch ist ein sechsstelliger Betrag im Jahr, dazu Kosten für den Umbau: "Das glauben wir schultern zu können, wenn es gilt, die Kosten für den Ausbau und die Miete der Halle zu realisieren." Daher rechnet er mit einem Vorlauf von fünf Jahren bis das Zentrum steht, "das kein Kunstort sein will, sondern breit und offen für ein großes Publikum", so Enzweiler und Henz.

Zudem ist das Zentrum für Künstlernachlässe ein "wichtiges Erweiterungsfeld unserer Arbeit", betont Enzweiler. Die steht seit je auf den drei Säulen "Informieren, Publizieren, Archivieren" und findet ihre Gestalt in einem Künstlerarchiv mit 4500 Namen, den zu Boris Kleint, August Clüsserath, Werner Bauer oder Paul Schneider vorgelegten Werkverzeichnissen, Interviewreihen mit Künstlern, Architekten und Publikationen zur Kunst im öffentlichen Raum sowie dem Kunst- und Künstlerlexikon im Internet. Das immense Pensum von weit über 100 Publikationen bewältigte das Institut mit einer einzigen wissenschaftlichen Mitarbeiterin, der Kunsthistorikerin Claudia Maas, und einer Reihe freier Mitarbeiter. Am 18. September feiert das Institut sein 20-Jähriges in der Halle der einstigen Astra-Werke.

institut-aktuelle-kunst.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort