Keine Lösungen ohne Russland

Peter Stefan Herbst Chefredakteursaarbruecker-zeitung.de/wocheLiebe Leserinnen, liebe Leser,das gegenseitige Hochschaukeln macht Sanktionen so gefährlich. Wenn alle Beteiligten sich so unter Druck gesetzt fühlen, auf jede Maßnahme der anderen Seite wieder reagieren zu müssen, entsteht eine immer schneller werdende und immer weniger zu beherrschende Kettenreaktion.Kleine, schwache und isolierte Staaten lassen sich auf diesem Weg so beeinflussen, dass sie schnell einlenken.

Russland ist aber weder klein, noch schwach oder isoliert. Das Riesenreich hat große Rohstoff- und Devisenreserven und seine Wirtschaft ist mittlerweile eng mit der des Westens verflochten. Jede neue Eskalationsstufe im aktuellen Handelskrieg führt deshalb auf beiden Seiten zu großen wirtschaftlichen Schäden. Theoretisch dürfte der Westen dies länger aushalten. Doch an einer weiteren Verschärfung des Konflikts können weder die USA noch die EU ein Interesse haben. Scheint doch unter äußerem Druck die Zustimmung breiter Bevölkerungsgruppen in Russland zum Kurs von Kremlchef Wladimir Putin eher zu steigen. Lediglich die Oligarchen, die in der aktuellen Situation ihre Geschäfte gefährdet sehen, dürften die Entwicklung kritisch betrachten. Fast alle Russen glauben aber, dass USA, Nato und EU die Schwächephasen des eigenen Landes ausgenutzt haben, um ihren Machtbereich zulasten Moskaus zu erweitern.

Bei aller berechtigten Kritik an Putin müssen nachvollziehbare russische Interessen auch im Westen besser verstanden werden. Dies ist die Voraussetzung dafür, den aktuellen Konflikt zu entschärfen. Hier kann es keine Lösungen ohne Russland geben.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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