„Keine Innovation ohne Experimente“

Saarbrücken · Zum Auftakt ihrer Reihe „Weiterbauen“ hatte die Stiftung Baukultur Saar am Donnerstag den Vorstandsvorsitzenden ihrer Bundesstiftung, Reiner Nagel, nach Saarbrücken eingeladen. Er sprach über „Gebaute Lebensräume der Zukunft“.

Baukultur ist Lebensqualität. Aber wie Ästhetik und Funktionalität mit gewachsenen Strukturen und regionaler Identität, infrastrukturellen Bedürfnissen, klammen Kassen, dem demografischen Wandel, Klimaveränderung und Brand- oder Denkmalschutz vereinen?

Um eine Schärfung der öffentlichen Wahrnehmung ist die Stiftung Baukultur Saar bemüht, die ihre diesjährige Vortragsreihe im Saarbrücker VHS-Zentrum unter das Motto "Weiterbauen" gestellt hat. Dass es jedoch nicht nur im Saarland weniger um Neubau als um An- und Umbau und behutsame Bestandswahrung geht, stellte zum Auftakt am Donnerstag Reiner Nagel - Architekt, Stadtplaner und Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur - heraus. Für sein Referat "Gebaute Lebensräume der Zukunft" stützte sich Nagel auf den ersten gleichnamigen Baukulturbericht 2014/15 der Bundesstiftung Baukultur, der den Fokus auf städtische Strukturen legt.

"Baukultur ist Nachhaltigkeit" sagte Nagel und betonte in diesem Zusammenhang die integrierenden und vermittelnden Aufgaben der Stiftung: Für eine gelungene Sanierung gelte es, nicht nur Architekten und Ingenieure, sondern auch Bürger, Wirtschaft und Handwerk einzubinden.

Um etwa den Qualitätsverlust durch städtische "Klotzbildung" abzuwenden, brauche es eine bessere Steuerung kommunaler Liegenschaftspolitik. Gestalten statt Verwalten: "Innovation ohne Experimente ist nicht möglich", machte Nagel deutlich - bedarfsgerechte Lösungen würden jedoch oft von kommunal unterschiedlichem Regulierungsdrang ausgebremst. Nagel appellierte insbesondere an die Verantwortung der Bauherren, mehr Sorgfalt in der Vorbereitungsphase walten zhu lassen, um baukulturelle Dilemmata und Kostenexplosionen im Verlauf eines Projekts zu verhindern - Negativbeispiele: Elbphilharmonie, Stuttgart 21, Flughafen Berlin.

Kritik äußerte Nagel an der "Nationalen Plattform Zukunftsstadt" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die gehe an der Realität vorbei.

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