Keine deutschen Züge nach London?

München/Berlin. Deutschland erhöht im Streit um einen Siemens-Auftrag für Schnellzüge für den Ärmelkanal-Tunnel den Druck auf Frankreich. "Wichtig ist, dass auch auf der Eurotunnel-Strecke ein offener Wettbewerb entsteht - im Interesse der Bahnkunden", hieß es gestern aus dem Bundesverkehrsministerium

München/Berlin. Deutschland erhöht im Streit um einen Siemens-Auftrag für Schnellzüge für den Ärmelkanal-Tunnel den Druck auf Frankreich. "Wichtig ist, dass auch auf der Eurotunnel-Strecke ein offener Wettbewerb entsteht - im Interesse der Bahnkunden", hieß es gestern aus dem Bundesverkehrsministerium. Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge befürchtet die Bundesregierung, dass Siemens den in Gerichtsverfahren durchgesetzten Auftrag doch noch verlieren könnte.Der Streit schwelt, seit das britisch-französisch-belgische Konsortium Eurostar die neuen Züge nicht beim französischen Hersteller Alstom, sondern bei Siemens geordert hat. Alstom hatte versucht, den 650-Millionen-Euro-Auftrag mit juristischen Mitteln zu verhindern, war aber vor Gericht gescheitert. Zudem geht es um die Pläne der Bahn, mit dem ICE durch den Tunnel nach London zu fahren. Sowohl der Auftrag an Siemens, als auch die Pläne der Deutschen Bahn seien wichtig für die Umsetzung der von den EU-Mitgliedern beschlossenen Liberalisierung des Schienenverkehrs. Der Streit dreht sich um die Sicherheitsanforderungen für Züge, die den Tunnel zwischen Frankreich und Großbritannien erfüllen müssen. Alstom argumentiert, dass die Siemens-Züge nicht den Auflagen entsprechen, vor allem nicht der in den ICE-Züge gebräuchliche Antrieb unter dem Boden der einzelnen Waggons. Die Sicherheit habe höchste Priorität. Seit zwei Jahren werde intensiv geprüft. Auch eine von der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA) vorgelegte Untersuchung habe inzwischen ergeben, dass der Siemens-Antrieb unbedenklich sei. dpa