Kathedralen aus Sprache und Musik

Saarlouis. Sprache ist geprägt von ihrem Unvermögen, das, was sich ihrer Begrifflichkeit entzieht, in den Griff zu bekommen. Abstraktion, also das Ablösen der Begriffe von ihrer allgemeinsprachlichen Bedeutung, ermöglicht es dem Lyriker, den Worten neuen Klang einzuhauchen und das auszudrücken, was sich nicht sagen lässt

Saarlouis. Sprache ist geprägt von ihrem Unvermögen, das, was sich ihrer Begrifflichkeit entzieht, in den Griff zu bekommen. Abstraktion, also das Ablösen der Begriffe von ihrer allgemeinsprachlichen Bedeutung, ermöglicht es dem Lyriker, den Worten neuen Klang einzuhauchen und das auszudrücken, was sich nicht sagen lässt. So schafft Lyrik Bilder, aber sie kann die Wirklichkeit nicht abbilden. Was aber, wenn die Wirklichkeit zuerst durch die Mittel der Malerei abgebildet wurde und nun ihrerseits auf die erläuternde Sprache angewiesen ist? Lassen sich Stimmungen durch Musik vermitteln? "Kunst über Kunst" war in der Evangelischen Kirche Saarlouis kürzlich eine Begegnung überschrieben. Der Bilder-Zyklus "Les cathédrales" des verstorbenen in Saarlouis geborenen Malers Alfons Fontaine, sollten als Quelle der Inspiration dienen für die Wort-Kunst des bekannten saarländischen Dichters Johannes Kühn. Und für die Improvisationen des Titularorganisten von Notre-Dame, Jean Pierre Leguay, der zu diesem Anlass nach Saarlouis gekommen war. Im Wechsel interpretierten Leguay und Kühn die Bleistift-Zeichnungen Fontaines von den Kathedralen von Paris, Reims, Metz und Straßburg. Kühn fand in seiner ihm eigenen Art zu seltenen Metaphern. "Mit festen Schultern steht die Kathedrale." Solche Worte ließen sich für die Zuhörer leicht in Bezug setzen zu der Monumentalität der Bauwerke. Leguay improvisierte an seiner Orgel Harmonien, bei denen er die extremen Tonlagen und Register ergründete und die Kathedralen musikalisch entstehen ließ. anw

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