Karstadt geht an Berggruen

Essen. Das Bieterrennen um Karstadt ist entschieden: Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg bestätigte den Zuschlag für den Investor Berggruen. "Wir werden mit Nicolas Berggruen einen notariellen Vertrag schließen", sagte Görg am gestern Abend nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses

Essen. Das Bieterrennen um Karstadt ist entschieden: Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg bestätigte den Zuschlag für den Investor Berggruen. "Wir werden mit Nicolas Berggruen einen notariellen Vertrag schließen", sagte Görg am gestern Abend nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses. Nach monatelangem Ringen um die Zukunft Karstadts sind damit der deutsch-skandinavische Investor Triton und das Karstadt-Vermieterkonsortium Highstreet als Bieter aus dem Rennen.Insgesamt neun Stimmen in dem elfköpfigen Ausschuss wurden für Berggruen abgegeben. Die drei Interessenten hatten ihre Angebote zuvor kurzfristig noch nachgebessert.

Es sei von Anfang an Ziel gewesen "Karstadt als eines der ganz großen Unternehmen in Deutschland zu erhalten", sagte der Insolvenzverwalter. Für die rund 25 000 Mitarbeiter die insolventen Warenhauskette geht mit dem Zuschlag für den Investor Berggruen ein Jahr voller Ungewissheit zu Ende.

Nach den bisherigen Planungen soll der Investor bis spätestens Mittwoch den Kaufvertrag für die Übernahme der bundesweit 120 Läden unterschreiben. Einen Tag später soll das Essener Amtsgericht über den Insolvenzplan entscheiden.

Erneuerung der "alten Dame"

Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor hatte am 9. Juni 2009 Insolvenz angemeldet, womit auch die Konzerntöchter Karstadt und das Versandhaus Quelle in die Pleite rutschten. Über Monate hinweg wurde nun nach einem Käufer gesucht, der Karstadt saniert und in eine neue Zukunft führt. Es sei erfreulich, für Karstadt einen Käufer gefunden zu haben "der verspricht, diese Gesellschaft erfolgreich weiterzuführen", sagte Insolvenzverwalter Görg.Nicolas Berggruen kündigte an, Karstadt modernisieren zu wollen. Die Warenhauskette sei nun fast 130 Jahre und damit "eine alte Dame". Er wolle Karstadt "erneuern, interessanter machen", sagte Berggruen. Karstadt müsse es schaffen, mehr Kunden anzuziehen, sagte Berggruen. Hierfür sei die Erneuerung des Unternehmens notwendig. "Karstadt gehört den Kunden, das ist das Wichtigste. Ich hoffe, dass mehr kommen, mehr kaufen, glücklich sind", sagte der Investor.

Berggruen war zuletzt auch von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi als neuer Eigentümer für Karstadt befürwortet worden. Eine Verdi-Sprecherin begrüßte die Entscheidung für den amerikanisch-deutschen Investor. Denn Berggruen hatte angekündigt, die Sanierung Karstadts mit Hilfe weiterer Zugeständnisse der Vermieter zu stemmen. Beim Personal seien keine weiteren Einschnitte vorgesehen. afp/dpa

Meinung

Nahezugerettet

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Die 25 000 Karstadt-Mitarbeiter und ihre Familien können aufatmen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die geplante Übernahme durch den Investor Berggruen jetzt noch scheitert und der insolvente Warenhauskonzern doch zerschlagen wird. Die Rettung ist also fast geschafft. Die weitere Sanierung des Traditionsunternehmens ist aber nach wie vor eine Herkulesaufgabe. Und ob der von der Gewerkschaft hoch gelobte Investor sein großes Versprechen halten kann, dem Personal keine weiteren Einschnitte zuzumuten, ist noch längst nicht ausgemacht. Trotzdem - gestern war ein guter Tag für Karstadt.

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