Kapital für mutige Gründer

Saarbrücken. Wer wagt, gewinnt, besagt eine alte Volksweisheit. In der Tat: Wer in der sozialen Marktwirtschaft nichts riskiert, wird auch keine Ernte einfahren. Das Saarland war lange geprägt von Kohle und Stahl, der Zwang zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit kaum ausgeprägt

Saarbrücken. Wer wagt, gewinnt, besagt eine alte Volksweisheit. In der Tat: Wer in der sozialen Marktwirtschaft nichts riskiert, wird auch keine Ernte einfahren. Das Saarland war lange geprägt von Kohle und Stahl, der Zwang zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit kaum ausgeprägt. Das hat sich geändert: "Wir sehen durchaus eine spannende Gründungslandschaft im Saarland, es bewegt sich mehr, als man glaubt." Armin Reinke, Vorstandsvorsitzender der staatlichen Förderbank SIKB mit Sitz in Saarbrücken, muss es wissen. Über seinen Schreibtisch laufen die Anfragen, Projekte und Bewilligungen von Wagniskapital, Bürgschaften oder Kapitalbeteiligungen im Land."Wir haben im abgelaufenen Jahr eine deutliche Zunahme von rund 20 Prozent bei den Anfragen nach Wagniskapital gegenüber 2008 gehabt", so Reinke, der auch gleichzeitig Geschäftsführer der Saarländischen Wagnisfinanzierungsgesellschaft ist. Rund 50 Anfragen verbuchte die SWG 2009. "Wir hatten diesbezüglich ein gutes Jahr." Ist die höhere Nachfrage nach Wagniskapital eine Folge der globalen Wirtschaftskrise? "Nicht direkt. Zu uns kommen etwa auch Leute, die in soliden Unternehmen in guten Positionen arbeiten, trotzdem ins Grübeln geraten, ob sie da in zehn Jahren noch sitzen. Und viele wollen sich jetzt mit innovativen Ideen ihren Traum von der unternehmerischen Selbstständigkeit erfüllen." Wagniskapital bekommen aber natürlich auch innovative Unternehmen mit viel versprechendem Businessplan und klarer Marktstrategie."Nicht alles passt, was einläuft", so Reinke. Von den rund 50 Anfragen in 2009 haben wir 20 in die engere Wahl gezogen, am Schluss "setzen wir uns mit drei bis fünf ernsthaft auseinander". Manche sind bei der Wagnisfinanzierung auch an der falschen Adresse, die leiten wir - wenn sie positiv beurteilt werden - an unsere anderen Förderinstitutionen weiter. Die SIKB als Dach-Klammer mit Geschäftsbesorgung für die drei Förderinstitutionen arbeitet wettbewerbsneutral. Falsch am Platz bei der SWG sind Unternehmen, die etwa vier Millionen Euro Wagniskapital haben wollen, sagt Reinke: "Das ist nicht unsere Klientel. Hier stellen wir bei Wunsch Kontakte zu anderen, bundesweit agierenden Beteiligungsgesellschaften her, die für solche Finanzierungsvolumen in Frage kommen."Wie viel Geld kann ein Unternehmen bei der SWG bekommen? Sie geht stille Beteiligungen bis maximal eine Million Euro ein. "Am liebsten sind uns Investments um 500 000 bis 600 000 Euro, dann haben wir den oftmals notwendigen Spielraum, die Unternehmen bei einer zweiten Finanzierungsrunde mit zu begleiten", so Reinke. Die SWG arbeitet darüber hinaus sehr eng mit dem Hightech-Gründerfonds und dem ERP-Startfonds der KfW zusammen, über die Firmen weitere Beteiligungsmittel erhalten können.Aktuell ist die SWG bei 23 saarländischen Unternehmen mit einem Gesamtvolumen von 10,5 Millionen Euro im Boot. Rund 80 Prozent stammen aus der Informations- und Kommunikationsbranche, den Bereichen Neue Materialien, Nano- und Biotechnologie sowie Medizintechnik. Der Rest kommt aus dem Maschinenbau sowie der Mess- und Automatisierungstechnik. Wo Wagnisse eingegangen werden, gibt es auch Ausfälle: "Wir haben es aber trotz oft hohen Risikos bislang geschafft, unsere Verluste zu begrenzen." Auch für 2010 geht Bank-Chef Reinke von einer anhaltend regen Nachfrage nach Wagniskapital im Saarland aus. > wird fortgesetzt

HintergrundDie Saarländische Wagnisfinanzierungsgesellschaft mbH (SWG) wird getragen von den saarländischen Sparkassen und Volksbanken, der Saar-LB, der TBG Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft mbH, der DZ Bank AG und der BIP Venture Partners SA. Die Geschäfte der SWG besorgt die Saarländische Investitionskreditbank AG (SIKB). Die Kosten für Wagniskapital: Etwa acht Prozent der Beteiligungssumme festes Entgelt, dazu ertragsabhängige Komponente mit einer Mindestrendite von 15 Prozent. Eingesetzt werden auch fünf Millionen Euro (seit 2003) aus dem Saarländischen Innovationsfonds. Anfragen können über die Hausbank oder direkt an die SIKB gestellt werden. ur

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