Kampf um Privatkunden kostet Banken immer mehr Geld

Frankfurt · Mit völlig unterschiedlichen Strategien kämpfen die deutschen Banken um Neukunden. Die Commerzbank setzt auf ein dichtes Filialnetz, die Sparkassen auf rollende Filialen, die Hypo Vereinsbank legt Standorte zusammen.

. 150 bis 200 Euro lassen sich Deutschlands Banken einen Neukunden kosten. Erfahrene Banker wissen: "Wer das Girokonto hat, hat den Kunden." Wer einmal sein Gehaltskonto bei einer Bank hat, wechselt in der Regel nicht so schnell wieder und bleibt seinem Institut oft auch bei Baufinanzierung und Geldanlage treu. Die Bundesbank beobachtet die Situation nicht ohne Sorge. Der harte Wettbewerb lasse die Gewinnspannen der Banken sinken. Zusammen mit den niedrigen Zinsen gerieten Geschäftsmodelle vieler Banken unter Druck. Zudem sind Bankgeschäfte per Internet und Mobiltelefon im Trend, die Kreditwirtschaft muss reagieren.

Die Commerzbank setzt auf einen Mix aus Filiale und Online. Sie stecke in ihr Privatkundengeschäft im Zeitraum von 2013 bis 2016 eine Milliarde Euro. Das erste Halbjahr 2014 übertraf im Privatkundengeschäft mit 227 Millionen Euro operativem Ergebnis das Vorjahr um 85 Prozent. Dem Ziel, bis Ende 2016 eine Million Kunden mehr zu gewinnen, kommt die Bank näher: Von Januar bis Ende Juni 2014 kamen 138 000 Kunden hinzu, seit 2013 rund 380 000. Mit ihren über elf Millionen Kunden baut die Commerzbank auf ein dichtes Filialnetz mit 1200 Standorten.

Die Treue zur kostspieligen Filiale ist nicht der Branchentrend: Bis 2015 will die HypoVereinsbank (HVB) 240 von 580 Standorten schließen oder zusammenlegen. Sparkassen setzen auf rollende Filialen , um Kosten überschaubar zu halten. Die ING-Diba bedient als Direktbank ganz ohne Geschäftsstellen über acht Millionen Kunden.

Laut Bundesbank sinkt die Zahl der Zweigstellen der Kreditinstitute in Deutschland seit Jahren: Seit dem Höchststand 1995 (67 930 Zweigstellen) bis Ende 2013 (36 196) hat sie sich fast halbiert. Allerdings verringerte sich auch die Zahl der Kreditinstitute in Deutschland von 3785 auf 2029. Nach Berechnungen der Managementberatung A.T. Kearney schlossen Europas Privatkundenbanken 2013 über 4500 Filialen - dreimal so viel wie in herkömmlichen Jahren. Die Finanzkrise sei "noch längst nicht abgeschüttelt", so Experten.

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