Kammerkonzert mit Tauchgang in die Tiefe

Saarbrücken. Wer so entschlossen und energisch zupackt wie das St. Petersburger Atrium-Quartett, gewinnt einem Werk wie Beethovens F-Dur-Streichquartett op. 18,1 ganz neue Qualitäten ab. Die rhythmische Aufmerksamkeit des Hörers erwacht, das Interesse an hamonischen und strukturellen Zusammenhängen wird geschärft, die Empfänglichkeit für musikalische Affekte blüht auf.Alexey Naumenko (1

Saarbrücken. Wer so entschlossen und energisch zupackt wie das St. Petersburger Atrium-Quartett, gewinnt einem Werk wie Beethovens F-Dur-Streichquartett op. 18,1 ganz neue Qualitäten ab. Die rhythmische Aufmerksamkeit des Hörers erwacht, das Interesse an hamonischen und strukturellen Zusammenhängen wird geschärft, die Empfänglichkeit für musikalische Affekte blüht auf.Alexey Naumenko (1. Violine), Anton Ilyunin (2. Violine), Dmitri Pitulko (Bratsche) und Anna Gorelova (Cello) waren die Gäste beim 2. Saarbrücker Kammerkonzert, das am Sonntag als Matinee in der Musikhochschule Saar stattfand. Bei Beethoven erlebte man - besonders im leidenschaftlichen Adagio - einen "neuen" ästhetischen Schwung, abseits vom Alltags-Trott. Dass dies in Schostakowitschs 1. Streichquartett C-Dur nicht zu spüren war, lag in erster Linie an der plapperhaft-oberflächlichen musikalischen Struktur, die nett klingt, doch nirgends in die Tiefe lotet.

Das Gegenteil bot nach der Pause Dvoráks A-Dur-Klavierquintett, bei dessen Interpretation Pianist Peter Caelen das Atrium-Quartett ergänzte. Die meisterhafte, rhythmisch ergiebige thematische Substanz wirkte fast zum Greifen plastisch. Der Schwung, gefüttert duch einen opulenten Klaviersatz, stieß bis an die Grenzen des technisch Machbaren. Das wirbelnd Tänzerische bewies den Einfluss der böhmischen Volksmusik. pes

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