Kammer sucht Gründungswillige

Saarbrücken · 2000 Betriebe im Saar-Handwerk suchen in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger. Noch nie waren die Chancen für junge Menschen, die sich selbstständig machen wollen, so gut, betont der Präsident der Handwerkskammer, Hans-Alois Kirf

 Das Handwerk bietet jungen Leuten Chancen in zahlreichen Berufen. Foto: Oliver Dietze

Das Handwerk bietet jungen Leuten Chancen in zahlreichen Berufen. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

. Viele junge Leute im Saarland entscheiden sich lieber für eine Zukunft in einem Industriebetrieb statt in einem Handwerksunternehmen. Doch "hohe Löhne alleine sind es nicht, die einen Menschen am Ende zufriedenstellen", sagt Hans-Alois Kirf, Präsident der saarländischen Handwerkskammer. Er wirbt für eine Zukunft im Handwerk: Für engagierte, kreative und mutige junge Menschen, denen gleichzeitig an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegt, biete das Handwerk heute so gute Bedingungen wie nie zuvor, sagte Kirf in der Frühjahrspressekonferenz. Man könne gleichzeitig kreativ sein und das Ergebnis seiner Arbeit direkt sehen. Als Handwerker arbeite man heute mit modernster Technik, habe geregelte Arbeitszeiten, müsse nicht am Fließband stehen und könne , schnell Verantwortung übernehmen. Bis hin zur Selbstständigkeit mit einem eigenen Betrieb. "2000 Handwerks-Unternehmen im Saarland suchen in den kommenden fünf Jahren einen Nachfolger, in der gesamten Saar-Wirtschaft sogar 7000 Betriebe", betont Kirf.

Wer sich den Schritt zum eigenen Chef heute zutraut, müsse als Voraussetzungen Entscheidungsfreude mitbringen, Ideen haben, teamfähig sein und soziale Kompetenzen beweisen, sagt Albert Eberhardt, Leiter für Wirtschaftsförderung in der Kammer. Er kümmert sich auch um Existenzgründer. "Die Zeiten des Chefs, der alles vorgibt wie ein Patron, sind vorbei. Erfolgreiche Unternehmer beziehen ihre Mitarbeiter ein und sind für Vorschläge dankbar."

Kammer-Präsident Kirf und Hauptgeschäftsführer Georg Brenner sind überzeugt, dass das Handwerk heute für viele junge Leute die deutlich bessere Alternative zum Studium darstellt. "Eine Studienanfängerquote von 58 Prozent und eine Abbrecherquote von 28 Prozent sind Beleg für eine fatale Fehlentwicklung in Deutschland und verantwortlich für den beruflichen Fehlstart vieler junger Menschen", kritisiert Kirf. Er warnt gleichzeitig davor, dass der demografische Wandel mit einem Rückgang der Bevölkerungszahl das Saarland längst "auf alarmierende Weise" erreicht hat. 2013 sei die Zahl neuer Ausbildungsverträge von 2404 auf 2211 zurückgegangen. Das Beunruhigende daran: "Die Lehrstellen sind da, aber die Bewerber fehlen. Wir haben jetzt noch 620 Lehrstellen zu vergeben." Wirtschaftlich steht das Saar-Handwerk insgesamt gut da. Brenner erwartet für das laufende Jahr 2014 ein Prozent Wachstum. Die Zahl der Handwerksbetriebe nahm 2013 von 11 786 auf aktuell 11 866 zu mit insgesamt 63 300 Beschäftigten.

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