Jugendarbeitslosigkeit: Fachstelle vermittelt seit zwei Jahren französische Praktikanten

Dillingen/Saarbrücken · Wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich sollen saarländische Betriebe vermehrt jungen Franzosen eine berufliche Chance geben. Die Fachstelle für grenzüberschreitende Ausbildung weiß, wie es geht.

 Harmony Kirsch lernt in ihrem Praktikum, Knuddeltiere herzustellen und einzukleiden. Foto: Ruppenthal

Harmony Kirsch lernt in ihrem Praktikum, Knuddeltiere herzustellen und einzukleiden. Foto: Ruppenthal

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Harmony Kirsch (17) aus Saargemünd ist Modeberaterin - und zwar für Bären-Mamas oder -Papas. Die junge Französin arbeitet noch bis Ende dieser Woche in der Saarbrücker Europagalerie. Dann war sie vier Wochen dort. Der bunte Laden heißt "Build a Bear (BAB)". Dort können sich die Freunde oder Freundinnen der Knuddeltiere mit den Knopfaugen ihren Bären füllen, formen und einkleiden.

Harmony Kirsch ist Schülerin am Lycée Professionnel Simon Lazard in Saargemünd. Die vier Wochen bei BAB waren ein Praktikum, das Teil der Schulausbildung ist. Dass sie diese Lehrwochen in einer deutschen Firma verbringen konnte, verdankt sie der Fachstelle für grenzüberschreitende Ausbildung, die bei der Verbundausbildung Untere Saar (VAUS) in Dillingen angesiedelt ist. Vor zwei Jahren hat diese Fachstelle ihre Arbeit aufgenommen. "Unsere Aufgabe ist es, französische Berufsfachschüler und Studenten bei der Suche nach Praktikumsplätzen im Saarland zu unterstützen", sagen Alexandra Schwarz und Petra Klasmeier, die bei der Fachstelle tätig sind.

Diese Vermittlungstätigkeit ist breit angelegt. Sie beginnt damit, dass die beiden Frauen in die französischen Schulen gehen und über die Praktikums-Möglichkeiten in Deutschland informieren. Mit den jungen Leuten, die sich dafür interessieren, führen sie dann Einzelgespräche. Anschließend suchen sie deutsche Firmen aus, auf die das Profil der jungen Franzosen passen könnte. Danach helfen sie den Grenzgängern auf Zeit, ihre Bewerbungs-Unterlagen zusammenzustellen, und begleiten sie bei den Vorstellungsgesprächen. Sind sich beide Seiten einig, wird ein Praktikums-Vertrag abgeschlossen. Dort ist auch festgehalten, welche festen Ansprechpartner der Praktikant hat und welche Arbeiten ihm übertragen werden.

Wenn das Praktikum abgeschlossen ist, kommt es zur Manöverkritik. Sind die Erwartungen der Betriebe und der jungen Leute erfüllt worden? Was kann noch besser gemacht werden? "Es darf nicht sein, dass die Praktikanten nur Kaffee kochen", sagt Schwarz. "Es müssen schon die Vorgaben des Vertrags eingehalten werden", ergänzt Klasmeier. "Denn der französische Lehrer erstellt ein so genanntes Kompetenzblatt mit einer Note, die später auch auf den Zeugnissen der jungen Leute steht. BAB-Praktikantin Harmony Kirsch muss zum Beispiel nachweisen, dass sie unter anderem das Schaufenster dekoriert, bei der Inventur mitgeholfen und Waren ausgezeichnet hat. Sie hing sich natürlich besonders rein, wenn französische Kunden kamen. Auch ihre Kollegin war froh darüber, "da meine Französisch-Kenntnisse nicht besonders ausgeprägt sind". Derzeit betreut die Dillinger Fachstelle 16 Praktikanten aus Frankreich , die in Saarbrücken, Kleinblittersdorf und Zweibrücken im Einzelhandel tätig sind. "Wir sind nicht auf diese Branche beschränkt", erläutert Schwarz. Es könnten auch Praktikumsplätze in Restaurants, Konditoreien oder der Logistik vermittelt werden.

Harmony Kirsch jedenfalls hatte Riesenspaß in ihrem Bärenladen. Sie kann sich vorstellen, künftig bei einer französischen Firma zu arbeiten, die in Deutschland Geschäfte macht. Wie dem auch sei. Eine Tätigkeit auf ihrem Aufgabenblatt macht ihr so schnell keiner nach: "Ich habe einen Bären zum Leben erweckt."

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Französische Schüler und Schülerinnen, die den Abschluss bac professionel (Bac Pro) oder den brevet de technicien supérieur (BTS) absolvieren, können im Rahmen ihrer Ausbildung ein Praktikum in Deutschland machen. Unternehmen, die sich für Praktikanten aus dem Nachbarland interessieren, können sich an die Mitarbeiterinnen der Fachstelle für grenzüberschreitende Ausbildung bei der Verbundausbildung Untere Saar (VAUS) wenden; E-Mail: alexandra.schwarz@vausnet.de, petra.klasmeier@vausnet.de. Nähere Infos auch im Internet: www.vausnet.de low

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