Job-Abbau ohne Krach bei Homanit

Losheim · Als der Holzfaserplatten-Hersteller Homanit vor gut einem Jahr ankündigte, im Werk Losheim 120 Jobs abzubauen, war die Aufregung groß. Die Umsetzung lief aber ohne großen Ärger ab. Es gab bisher keine betriebsbedingten Kündigungen.

 Im Homanit-Werk in Losheim wird Holz zu hochfesten Faserplatten verarbeitet. Foto: Rolf Ruppenthal

Im Homanit-Werk in Losheim wird Holz zu hochfesten Faserplatten verarbeitet. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Relativ geräuschlos ist er über die Bühne gegangen - der Abbau von Arbeitsplätzen beim Holzfaserplatten-Hersteller Homanit im Werk Losheim. Ende 2012 hat Homanit angekündigt, dort 120 von 318 Arbeitsplätzen zu streichen. Die Sparte Holzveredelung sollte ins polnische Krosno verlagert werden. Darunter versteht man die Nachbearbeitung der fertigen Platten (sägen, fräsen oder bohren). Im strukturschwachen Hochwald schlug diese Entscheidung hohe Wellen.

Inzwischen ist die geplante Verlagerung teilweise abgeschlossen. "Doch wir konnten betriebsbedingte Kündigungen vermeiden", zieht Homanit-Betriebsratschef Norman Brachmann Bilanz. Von den 120 Mitarbeitern, deren Jobs zur Disposition standen, waren zwölf Leiharbeitnehmer, so dass Brachmann und sein Team für 108 Frauen und Männer eine Lösung finden mussten. Anfang Dezember 2013 waren noch 36 Mitarbeiter übrig. "Denen stehen 16 unbesetzte Stellen im Werk gegenüber", sagt er. "Für 20 Leute müssen wir bis Mitte des Jahres noch etwas finden. Ich denke, das schaffen wir."

Einen Sozialplan hat es nicht gegeben, "Alle Vereinbarungen wurden sozialverträglich, aber freiwillig abgeschlossen." Neben der Geschäftsführung hat auch die Gewerkschaft IG Metall "diese Strategie mitgetragen, da sie uns sinnvoll erschien", sagt Gewerkschaftssekretär Ferdinand Weidig. Brachmann hatte "ohne Sozialplan eine höhere Flexibilität, um auf die Belange einzelner Mitarbeiter eingehen zu können". Viele Ältere wechselten in die Altersteilzeit oder den Vorruhestand.

Geholfen hat dem Homanit-Betriebsrat auch, dass im Bilstein-Werk von Thyssen-Krupp in Mandern (Rheinland-Pfalz) Leute gesucht wurden. "Hier haben etliche von uns einen neuen Arbeitsplatz gefunden", sagt Brachmann. Der Wechsel in einen anderen Job wurde allen mit einem Handgeld von 10 000 Euro versüßt. Extra-Zuschläge gab es, wenn jemand vor der gesetzlichen Kündigungsfrist seinen Arbeitsplatz bei Homanit aufgab, weil er anderswo eine neue Stelle gefunden hatte.

Für die verbleibenden Mitarbeiter scheint es eine Zukunft in Losheim zu geben. Das versichern Fritz Homann, geschäftsführender Gesellschafter von Homanit, und Geschäftsführer Ernst Keider. "Es gibt keine Planungen, den Standort weiter zu reduzieren", sagen sie. Für die Versorgung des westeuropäischen Marktes sei er optimal. "Wir haben gut zu tun, die Auftragsbücher sind voll", sagt Keider. So bleibe die Rohplatten-Produktion in Losheim. Auch die Lackierstraße, um beispielsweise Möbel-Rückwände oder Schubladen-Böden zu lackieren, werde beibehalten. Außerdem werde die Säge- und Schleifkombination, um Oberflächen für Zimmertüren herzustellen, in Losheim bleiben. Nur die arbeitsintensiven Fertigungsprozesse würden nach Polen verlagert. Nach der Umsetzung der Maßnahme bleiben noch rund 210 Mitarbeiter in Losheim.

Zwei weitere - externe - Faktoren machen sowohl Homann als auch Betriebsrat Brachmann Sorgen, weil sie für Wohl und Wehe des Werks entscheidend sind. Das sind zum einen die enorm gestiegenen Preise für den Rohstoff Holz als auch die hohen Energiekosten. "Wir brauchen weiterhin die Teilbefreiung von der Umlage des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG)", fordert Homann. Auch die hohen Holzpreise seien politisch bedingt, da aus Preis- oder Klimaschutz-Gründen immer mehr Kommunen dazu übergehen, in Schulen oder Rathäuser Holzhackschnitzel-Heizungen einzubauen. Solche Investitionen werden zudem öffentlich gefördert. "Wenn das Holz noch teurer wird und die EEG-Befreiung wegfällt, haben wir ein Problem", sagt Homann. "Dann ist das Werk in Losheim nicht mehr zu halten."

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