Joachim Arnold wird Schloss-Intendant

Wien/Saarbrücken. Er nennt es eine Ideallösung, und man ist geneigt, ihm zuzustimmen. Der Kultur-Unternehmer Joachim Arnold (45, Foto: SZ), Erfinder der Merziger Zeltoper, der Mettlacher Kammermusiktage und des Losheimer Klassik Open Airs, gibt seinen Zweit-Job in der Marketingabteilung am Zürcher Opernhaus auf

Wien/Saarbrücken. Er nennt es eine Ideallösung, und man ist geneigt, ihm zuzustimmen. Der Kultur-Unternehmer Joachim Arnold (45, Foto: SZ), Erfinder der Merziger Zeltoper, der Mettlacher Kammermusiktage und des Losheimer Klassik Open Airs, gibt seinen Zweit-Job in der Marketingabteilung am Zürcher Opernhaus auf.

Denn er wechselt in die Nähe von Wien - und gewinnt zugleich mehr Freiräume für seine Aktivitäten zu Hause. Wie das geht? Als künstlerischer Leiter für die Klassik-Veranstaltungen im Barockschloss Esterházy und der St. Margarethen-Festspiele ist Arnold Programm-Macher ohne Produktions- oder Ensemble-Führungs-Aufgaben, also auch ohne Dauer-Präsenzpflicht. Am Freitag wurde er in Eisenstadt offiziell vorgestellt. Sein Arbeitgeber sind die Esterházy Stiftungen im Burgenland. Letzteres eine brummende touristische Region. Nicht nur das Schloss Esterházy zählt hunderttausende Besucher, auch die St. Margarethen-Festspiele meldeten im Sommer 2010 über 200 000 Gäste. Für Arnold bedeutet dies: keine Publikums-Eroberungs-Strapazen, keine Marketing-Klimmzüge, alles läuft schon. Schlaraffenland? Arnold soll nicht für Masse, sondern für Klasse sorgen. "Die Esterházy Stiftungen wollen künstlerisch nach vorne, ich soll neue Impulse setzen, eine bessere Positionierung im Kulturbetrieb erreichen."

Ohne Zweifel haben die Festspiele im Römersteinbruch in St. Margarethen - eine gigantische Kulisse mit 5000 Sitzplätzen - gemessen an Bregenz und Mörbisch einen gewaltigen Nachholbedarf in Sachen Bekanntheit. Was das zehn Kilometer entfernt gelegene Schloss angeht - ein toprenoviertes Prunkstück, in dem Haydn einst 30 Jahre lang als Kapellmeister wirkte - so gibt es dort bereits Haydn-Festspiele. Doch Arnold soll die Klassik-Linie verbreitern, ein "Zentrum für europäische Kultur" entwickeln. Arnold denkt an Kammermusiktage, Sommer-Veranstaltungen im Schlosspark, hochrangige Solistenkonzerte (Vadim Repin, Gideon Kremer, Elina Garanca) - und bewegt sich damit just auf dem Feld, das er auch für seine Merziger Zeltoper beackert. "Es wird Synergien geben", sagt Arnold. Und nennt schon mal welche: Das hoch gelobte Minsk-Orchester wird 2011 nicht nur einen "Don Giovanni" in Merzig, sondern auch einen in St. Margarethen spielen. Und das Losheimer "Klassik Open Air" wird er 2012 mit Stars aufwerten, die auch im Schloss-Spielplan auftauchen.

Für Arnold stand immer fest, dass seine Tätigkeit als Leiter der Abteilung "Sales & Development" an der Zürcher Oper nur ein Zwischenschritt sein würde, zum Traum-Ziel Musiktheater-Intendant. Nun hat er's zunächst mal ins Schloss geschafft, einen Fünfjahres-Vertrag unterschrieben. Arnold freut vor allem eins: "Dass ich nicht in der rein wirtschaftlichen Ecke hocken geblieben bin, sondern wieder künstlerisch arbeiten kann." Für ihn persönlich ergäben sich neue Freiheiten, meint Arnold. Er sei kein wöchentlicher Berufspendler mehr, werde wieder öfter im Saarland bei der Familie sein, wieder mehr Zeitreserven für das Zeltgeschäft haben. Das, wie Arnold sagt, wie am Schnürchen laufe. Somit Bahn frei für neue Konzepte. Die "Oper im Zelt" könnte sich 2012 zu einem "Musical im Zelt" entwickeln. Arnold berichtet, er sei in Kooperations-Verhandlungen mit dem Komponisten Frank Nimsgern (Foto: SZ). Dessen neues Musical könnte in Merzig endlich eine En-Suite-Spielstätte haben. Man denke an ein aufwendiges "circensisches Projekt", das monatelang läuft. Nimsgern bestätigt auf Nachfrage die Pläne. Betont jedoch, er spreche zurzeit auch mit dem Staatstheater und der Stadt Neunkirchen.

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