Japan Airlines steht vor radikalem Neuanfang

Tokio. Sie war einst das stolze Symbol des japanischen Wirtschaftserfolges. Für Japan Airlines (JAL) zu arbeiten, galt als Traumjob und prima Heiratsmarkt. Die Gehälter waren gut, die Arbeitsplätze sicher und die Pensionszusagen üppig. Frauen-Universitäten waren stolz, wenn ihre Kandidatinnen als Stewardessen bei JAL landeten. Doch nun hat es sich ausgeträumt

Tokio. Sie war einst das stolze Symbol des japanischen Wirtschaftserfolges. Für Japan Airlines (JAL) zu arbeiten, galt als Traumjob und prima Heiratsmarkt. Die Gehälter waren gut, die Arbeitsplätze sicher und die Pensionszusagen üppig. Frauen-Universitäten waren stolz, wenn ihre Kandidatinnen als Stewardessen bei JAL landeten. Doch nun hat es sich ausgeträumt. Gestern schickte die Japans Regierung Asiens größte Airline unter der Last milliardenschwerer Schulden in die Insolvenz - eine der größten Pleiten eines japanischen Konzerns außerhalb des Finanzsektors seit dem Zweiten Weltkrieg. JAL soll nun unter staatlicher Lenkung radikal umgebaut werden. Die Probleme der 1987 privatisierten Airline haben sich schon vor langer Zeit angebahnt. Wiederholte Sicherheitsprobleme, innere Machtrangeleien, verschwenderische Ausgaben für Hotels und andere nicht zum Kerngeschäft gehörende Bereiche und die teure Kostenstruktur machen dem Unternehmen seit Jahren zu schaffen. Doch um Profitabilität musste sich JAL nie wirklich Gedanken machen. Immer wieder erhielt die einstige Staats-Airline in Krisenzeiten Steuergelder in Milliardenhöhe von der Regierung. Dafür wurde die Fluglinie gezwungen, viele Provinzflughäfen trotz geringer Passagierzahlen und hoher Gebühren anzufliegen. Zudem rekrutierte sich die oberste Managerriege laut Kritikern häufig aus den Rängen der machtvollen Bürokratie, die sich jedoch weder mit Restrukturierungen in der Luftfahrt noch mit langfristigen internationalen Strategien auskannte. Umso bemerkenswerter ist es, dass die seit September regierende Demokratische Partei (DPJ) von Ministerpräsident Yukio Hatoyama nun hart durchgreift. Seit Monaten zeichnete sich ab, dass JAL ohne einen radikalen Neuanfang nicht überleben kann. Regierungschef Hatoyama, der mit dem Versprechen antrat, Arbeitsplätze zu schaffen und die Verschwendung von Steuergeldern zu stoppen, hat sich für eine Lösung a la General Motors entschieden. Nun pochte die Regierung zunächst auf eine Reform der Pensionsstrukturen. Mit Erfolg: Mehr als zwei Drittel der JAL-Rentner verzichteten bereits auf 30 Prozent ihrer Pension, und auch die Mitarbeiter stimmten einer harten Kürzung ihrer Rentenansprüche zu. JAL in eine staatlich geordnete Insolvenz fliegen zu lassen und das Unternehmen einer radikalen Restrukturierung zu unterziehen samt umfangreichem Stellenabbau und Streichung unprofitabler Routen, wird von Ökonomen allgemein begrüßt. Auf diese Weise könnten die Schwierigkeiten des Unternehmens sowie die Zuschüsse der öffentlichen Hand deutlich transparenter gehandhabt werden. Zwar müssen die Hauptanteilseigner riesige Abschreibungen verkraften und die öffentliche Hand muss den Flugbetrieb über die Sanierungsgesellschaft Etic mit Milliardensummen aufrecht erhalten, langfristig aber bietet die Insolvenzlösung die Chance, die Fluglinie wieder auf eigene Füße zu stellen. Ziel ist es, JAL innerhalb von drei Jahren wieder profitabel zu machen. Eine erfolgreiche Umstrukturierung der Airline könnte laut Experten andere japanische Unternehmen ermutigen, solch einen Weg zu gehen. dpa

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