ItN setzt ganz auf Tiefenwasser

Saarbrücken. Der Saarbrücker Nano-Hersteller ItN Nanovation geht davon aus, mit Tiefenwasser-Projekten in Saudi-Arabien schon bald in die schwarzen Zahlen zu kommen. "Wir erwarten dort in den kommenden Monaten einen Abschluss", sagt Vorstandschef Christoph Weiss. Sollte Weiss Recht haben, könnte dem Nano-Unternehmen endlich die Trendwende gelingen

Saarbrücken. Der Saarbrücker Nano-Hersteller ItN Nanovation geht davon aus, mit Tiefenwasser-Projekten in Saudi-Arabien schon bald in die schwarzen Zahlen zu kommen. "Wir erwarten dort in den kommenden Monaten einen Abschluss", sagt Vorstandschef Christoph Weiss.Sollte Weiss Recht haben, könnte dem Nano-Unternehmen endlich die Trendwende gelingen. Denn seit Jahren ist ItN ein Sanierungsfall, 7,4 Millionen Euro Verlust bei 2,8 Millionen Euro Umsatz sind 2011 angefallen, und auch 2012 wird es wenig anders aussehen: Im ersten Halbjahr sind bei einem Umsatz von 1,29 Millionen Euro 3,35 Millionen Euro Minus aufgelaufen. Fast 30 Millionen Euro hat das Unternehmen zwischen 2008 und 2011 verbrannt. Nur weil die Großaktionäre Rusnano (28,7 Prozent), Nanostart (19,3 Prozent) sowie die beiden Festo-Eigner Kurt und Wilfried Stoll (15,8 Prozent) ItN seit Jahren stützen - zuletzt mit einer Kapitalerhöhung über 1,2 Millionen Euro sowie einem Kredit über zwei Millionen Euro - kann ItN überhaupt noch überleben.

Weiss allerdings verteidigt auch die Verluste der vergangenen Jahre: "Wir sind dabei, eine Grundlagentechnologie marktreif zu machen", sagt er. Gewöhnlich dauere dies deutlich länger. Die Technologie besteht in keramischen Filtern, die durch ihre Nano-Strukturen auch feinste Teilchen aus dem Wasser filtern können. Diese Technik soll nun vordringlich bei der Wasser-Aufbereitung in Saudi-Arabien zum Einsatz kommen. Dort wird Tiefenwasser aus jahrtausendealten Kavernen gepumpt und zu Trinkwasser aufbereitet. Unter anderem müssen hohe Anteile von Eisen und Mangan herausgefiltert werden: "Die traditionellen Sand-Filter sind extrem unwirtschaftlich und benötigen einen hohen Chemie-Einsatz", sagt Weiss. Und auch die Polymer-Membran-Technik, die seit rund zehn Jahren verwendet werde, habe sich nicht bewährt, weil die Filter zu schnell zusetzen. Deshalb ist Weiss höchst optimistisch, bei den kommenden Ausschreibungen zum Zug zu kommen. "Wir sind bei vier Projekten mit einem Volumen von 40 Millionen Euro im Rennen", sagt Weiss. Und nur ItN erfülle sämtliche Anforderungen der Ausschreibungen. Zusätzlich seien die ItN-Filter sogar als einzige in der Lage, die Gesundheitsrisiken des Tiefenwassers zu minimieren. Denn das Wasser ist hoch mit natürlicher Radioaktivität belastet. Einer 2009 veröffentlichten Studie zufolge, die das Wasser des jordanischen Disi Aquifers untersucht hat, liegt die Radioaktivität 2000 Prozent über dem internationalen Standard für Trinkwasser.

Die Aufbereitung von Tiefenwasser sieht Weiss entsprechend als ein Zukunftsgeschäft für ItN Nanovation: "Der Markt alleine in Saudi-Arabien hat ein Volumen von rund 50 Millionen Dollar pro Jahr", sagt Weiss. Und auch außerhalb Saudi-Arabiens gebe es weltweit zurzeit rund 40 Projekte, die sich mit der Aufbereitung von Brackwasser beschäftigen.

Aktuell hat Weiss die Tiefenwasser-Projekte zur ersten Priorität des Unternehmens erklärt: "Wir müssen mit unseren Ressourcen wirtschaften", sagt Weiss. Angesichts der Verluste hat ItN das Personal stark reduziert. Im Laufe des vergangenen Jahres hat sich die Mitarbeiterzahl auf 30 Mitarbeiter mehr als halbiert. Projekte wie die Container-Kläranlagen, die ItN für den US-Markt produziert, sowie die Anlagen für Meerwasser-Entsalzung werden deshalb laut Weiss aktuell nur mit halber Kraft vorangetrieben.

Das seit Jahren vergleichsweise stabile Geschäft mit Beschichtungen hat ItN Nanovation im vergangenen Jahr in die Tochtergesellschaft Ceranovis ausgegliedert. Hier sieht Weiss keine Baustelle: Ceranovis soll für 2012 ein ausgeglichenes Ergebnis liefern.Foto: ItN

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