Jerusalem Israel, du hast etwas Besseres verdient

Shalom, Frieden, lautet der israelische Gruß. Doch Israel hat in den 70 Jahren seiner Existenz keinen gehabt. Und wird ihn auch so bald nicht bekommen.

Israel, du hast etwas Besseres verdient
Foto: SZ/Roby Lorenz

Das liegt zuallererst an seinen arabischen Nachbarn, die diesen Staat, den einzigen demokratischen in der Region, nicht akzeptieren, ja hassen. Das Bild des jungen Syrers, der mitten in Berlin einen ebenso jungen Israeli mit dem Gürtel schlägt, weil der die Kippa trägt, brennt sich ein. Es ist das Bild eines ewigen, sich über Generationen und Grenzen hinweg fortsetzenden Konflikts. Regionalmächte wie der Iran, Saudi-Arabien und Syrien schüren ihn. Terrorgruppen wie die Hamas und die Hisbollah leben von ihm. Millionen Menschen werden von diesen Kriegstreibern als Geiseln gehalten, etwa in Gaza. Aber auch die aktuelle israelische Regierung scheint kein Interesse an einem wirklichen Frieden zu haben, wie ihre Siedlungspolitik zeigt. Ein „Kriegfrieden“ scheint ihnen zu genügen, weil sie glauben, die Lage militärisch unter Kontrolle zu haben. Doch ist die Wette, dass man den Konflikt auch weitere 70 Jahre niederschwellig halten kann, wie ein Feuer, das immer nur schwelt, äußerst riskant. Denn es sind immer stärkere Waffen im Spiel.

Statt Konfrontation wäre gegenüber den arabischen Nachbarn und gegenüber Teheran eine Politik der Lockerungen viel aussichtsreicher. Investitionen und Kooperation gegen die Anerkennung Israels als Staat und die Einstellung terroristischer Aktivitäten – das wäre ein wirklich guter Deal. In den arabischen Ländern und im Iran ist eine junge Mittelschicht herangewachsen, die genug davon hat, wegen eines ewigen Konflikts um Lebenschancen gebracht zu werden. Gleichzeitig müsste Israel aber anfangen, ernsthaft einen Ausgleich mit den Palästinensern zu suchen: die Zwei-Staaten-Lösung. Das wäre mal ein Plan, zu dem der Westen alle Akteure in Nahost ermutigen müsste. Doch stattdessen kündigen die USA das Atomabkommen mit dem Iran und lösen eine neue Aufrüstungsspirale in der Region aus.

Die aktuelle israelisch-amerikanische Strategie setzt auf die bedingungslose Durchsetzung der eigenen Positionen. Der Umzug der US-Botschaft ist dafür ein besonders krasses Beispiel. Natürlich ist Jerusalem Israels Hauptstadt, dort befinden sich Parlament und Regierung. Und natürlich sollten dort irgendwann einmal alle Botschaften sein. Aber man kann eben nicht ignorieren, dass die Frage nach der Hauptstadt der Palästinenser ungelöst bleibt. Wer hier so einseitig vorgeht, der will nicht reden. Der will provozieren.

Donald Trump benimmt sich damit nicht anders als so viele Akteure in diesem Konflikt, die ständig den Weg zum Frieden verbauen. Weil er ihre politischen – und oft auch materiellen – Geschäfte stören würde. Wann immer sich ein Hauch von Entspannung andeutet, findet sich irgendeiner, der jeden Fortschritt wieder erstickt. So setzt sich dieser elende Kriegfrieden auf ewig fort, seit 70 Jahren schon. Shalom Israel, du hast Besseres verdient. Auch bessere Freunde.

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