Innendämmung besser als ihr Ruf

Manche verteufeln die Fassadendämmung von Innen als Schimmelfalle. Experten betonen dagegen ihre Vorteile, die bei guter Planung alle Gefahren ausschalten könnten.

 Innendämmung kann mit verschiedenen Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften und Besonderheiten erfolgen.

Innendämmung kann mit verschiedenen Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften und Besonderheiten erfolgen.

Foto: Deutsche rockwool/Deutsche Rockwool

Unter dem Strich gilt: Eine Innendämmung ist unabhängig vom Wetter jederzeit durchführbar, günstiger als eine Außendämmung und verbessert das Wohnklima. Andererseits braucht man eine perfekte Planung und verliert Wohnfläche. Gerade für Räume, die nur sporadisch genutzt und beheizt werden, hat die Innendämmung den entscheidenden Vorteil, dass sie anders als die Außendämmung auch punktuell anwendbar ist. Darüber hinaus lohnt sie sich auch energetisch: Ein innengedämmter Raum kann nämlich sehr schnell aufgeheizt werden, weil die Heizung die Außenwände nicht mit erwärmen muss.

Die Kostenspanne für Innendämmung ist groß: etwa zwischen 40 und 150 Euro je Quadratmeter Dämmfläche – vor allem in Abhängigkeit von den genutzten Materialien. Besonders teuer ist der neuste Clou – Vakuumisolierpaneel-Verbundplatten (VIP) – mit besonders hohen Isoliereigenschaften.

Althergebracht sind dagegen Glaswolle und Steinwolle. Sie verfügen über großartige Dämmeigenschaften, jedoch kann Mineralwolle nur dort als Dämmstoff eingesetzt werden, wo keine Feuchtigkeit eindringt. Wird sie einmal feucht, verliert sie ihre Dämmwirkung und somit ihre Effektivität. Unter extrem hoher Feuchtigkeitsbelastung fällt Mineralwolle sogar in sich zusammen. Glas- und Steinwolle müssen daher immer mit einer sogenannten Dampfbremsfolie geschützt werden. Dies ist nur mit fachgerechter und genauer Verarbeitung vorzunehmen, da die Folie absolut dicht verlegt werden muss.

Mineralschaumplatten andererseits bestehen aus Sand, Kalk, Zement und Wasser. Diese mineralischen Grundstoffe werden zu dem feuchteunempfindlich Dämmstoff aufgeschäumt, der keine Dampfbremse benötigt, sehr leicht und einfach zu verarbeiten ist und eine gute Dämmwirkung hat.

Ein Sonderfall ist die Kalziumsilikatplatte, auch „Klimaplatte” genannt: Sie ist formstabil, druckfest, nicht brennbar und baubiologisch unbedenklich. Sie kann eine noch größere Menge an Feuchtigkeit aufnehmen als eine normale Mineralschaumplatte, nämlich bis zum dreifachen ihres eigenen Gewichts. Darüber hinaus sind die Platten durch eine sehr hohe Alkalität resistent gegen Schimmelsporen, weshalb sie für bauphysikalisch schwierige Innendämmungen besonders interessant sind und sich als ideale Lösung für Feuchträume und feuchtebelastete Wände anbieten.

Die Wärmeleitfähigkeit ist jedoch gegenüber der Mineralschaumplatte höher, die Dämmwirkung somit entsprechend schlechter.

Experten benennen fünf wichtige Argumente für eine Innendämmung:
1. Geringer Aufwand: Bei einer Außendämmung ist der Aufwand im Vergleich zur Innendämmung ungleich höher, denn dabei können Dachüberstände, Balkone, Geländer, Fallrohre oder Fensterbänke im Weg sein, die im Zuge der Dämmung teilweise ab- und anmontiert, schlimmstenfalls ausgetauscht (Fensterbänke) oder komplett angepasst werden müssen (Dach).

2. Abhilfe bei punktuellen Wärmebrücken: Wärmebrücken wie auskragende Balkone transportieren Wärme schneller nach außen als angrenzende Bauteile. Innendämmung schaltet den Effekt aus.

3. Verbesserung des Raumklimas: Eine mineralische Innendämmung nimmt Feuchtigkeit aus der Raumluft auf, speichert sie zwischen und gibt sie bei einer relativen Trockenheit im Mauerwerk und Innenraum wieder an die Umgebung ab. Das gleicht die Luftfeuchtigkeit kontinuierlich aus und schafft ein behagliches Raumklima.

4. Erhalt der Sichtfassade: Es gibt Gebäude, an deren Außenfassaden keine Dämmung angebracht werden kann oder darf - wie zum Beispiel denkmalgeschützte Häuser, bei denen das Erscheinungsbild der Fassade erhalten bleiben soll. Die nachträgliche Innendämmung ist auch dann eine sinnvolle Alternative, wenn eine außenseitige Fassadendämmung wegen fehlender Grenzabstände oder technischer Probleme nicht möglich ist.

5. Brandschutz: Polystyrol als typischer Außendämmstoff ist in die Diskussion geraten, weil Feuer sich in der Vergangenheit in betroffenen Gebäuden rasant ausgebreitet hat. Die in der Innendämmung verwendeten Materialien dagegen werden in Brandschutzklasse A1 als nicht brennbar eingestuft. Deshalb treten im Brandfall auch keine giftigen Gase aus. red

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