„Indianerspiel“ vor dem Spiegel

Merzig · Die Schriftsteller Miriam Sachs und Michael Buselmeier sind gestern in Merzig mit dem Gustav-Regler-Preis ausgezeichnet worden. Auf die Vorab-Kritik zur diesjährigen Vergabe spielte Kulturminister Commerçon mit einer versöhnlichen Bemerkung an.

Man wolle sich lieber mit Hyänen duzen als mit Volksgenossen heulen, empfiehlt der Schriftsteller Walter Mehring in seinem "Emigrantenchoral", vorgetragen von der mächtigen Stimme der Sängerin Amei Scheib zu Beginn des Festaktes zur Gustav-Regler-Preis-Vergabe. Zumal Streiten "das Bestmögliche ist, was wir an politischer Kultur haben ", so Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD) versöhnlich in Anspielung an die Kritik, dass ein vom SR und der Stadt Merzig ausgelobter Preis von einer vom SR eingesetzten Jury dem langjährig für den SR tätigen Autor Michael Buselmeier verliehen wurde (wir berichteten).

Commerçon mag Recht haben, aber nicht hier in der gut besuchten (wenngleich nicht überfüllten) Stadthalle Merzig. Hier galt zum einen eine sehr einfache Logik, die der Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld in Richtung Buselmeier vortrug: "Weil die Mitglieder der Jury Sie als Preisträger bestimmt haben, sind Sie auch der richtige Preisträger"; zum anderen galt weiterhin Mehrings Wort, das nach der Rolle des politisch Wachsamen und daher stets Gefährdeten verlangt. Nur vollzieht sich diese im Vergleich zum Kampf und Exil auf sich nehmenden Regler hier unter weitaus gesicherteren Bedingungen, worauf die für ihre Erzählung "Die Heimkehr" mit dem Gustav-Regler-Förderpreises bedachte Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Miriam Sachs in ihrer Rede abhob.

Die Rolle des Außenseiters als Abtrünnigem und damit einzig Aufrechtem, die notwendig vom Bruch mit der Rolle lebt - diesen Gedanken in perfekter Abstimmung auszuführen, gelang zwei langjährigen Vertrauten, dem Lobredner und ebenfalls für den SR tätigen Michael Braun und dem Preisträger selbst. Während Braun Buselmeiers Schaffen als ein "Indianerleben im Verborgenen" beschrieb, bekannte dieser, seine Arbeit sei verglichen mit dem Einsatz Reglers ein "Indianerspiel", "mehr inszeniert und vor dem Spiegel nachgeahmt." Es bleibt eine Rolle. Die auch ein anderer einnehmen kann. Das Programm verkündete versehentlich, Michael Braun halte die Laudatio auf den vormaligen Preisträger Hans Arnfrid Astel. Aber was ist schon ein Name. Der Preis trifft doch immer den Richtigen.

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