In Überherrn entsteht eine Fertigung für neuartige Pharma- oder Kosmetik-Produkte

Überherrn · Die Homburger Unternehmensgruppe Instillo hat ein Verfahren entwickelt, um heilende Wirkstoffe in Nanokapseln zu verpacken. Wie mit einem Paketdienst kommen diese damit gezielter zum Entzündungsherd.

 Bernd Baumstümmler mit dem Mikrojet-Reaktor, der weltweit einzigartig sein soll. Foto: rup

Bernd Baumstümmler mit dem Mikrojet-Reaktor, der weltweit einzigartig sein soll. Foto: rup

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Nach Jahren der Forschung und Entwicklung will die Homburger Unternehmensgruppe Instillo in Überherrn ihre erste Fertigung hochziehen. und in Altforweiler in den kommenden fünf Jahren bis zu 50 neue Arbeitsplätze schaffen. Fünf Millionen Euro sind an Investitionen geplant. Dort sollen mit einem neuen Verfahren unter anderem Pharma-Produkte hergestellt werden, die wesentlich gezielter als heute die Wirkstoffe im Körper verteilen.

Das passiert mit dem so genannten Mikrojet-Reaktor, der "weltweit einzigartig ist", sagte am Freitag Bernd Baumstümmler, Geschäftsführer beim Firmenverbund Instillo. Dessen Forschungstochter, die Firma MJR Pharm-Jet aus Homburg, hat den Mikrojet-Reaktor erfunden. Mit dessen Hilfe können Partikel in Nano- und Mikrogröße entwickelt und produziert werden. Ein Nanoteilchen ist ein millionstel Millimeter groß. Die neuartige Reaktor-Technologie dient dazu, den Heilungseffekt von Wirkstoffen "spürbar zu verbessern", sagt Baumstümmler. "Diese werden in Nano-Behältnissen verkapselt und direkt an den Entzündungsherd transportiert." Schmerzmittel könnten somit wesentlich schneller als bisher wirken. Die heilenden Substanzen können außerdem besser vom Körper aufgenommen werden.

Ein Beispiel dafür ist die Mukoviszidose. Bei dieser Erbkrankheit setzt sich zähflüssiger Schleim in den Bronchien fest. Er bietet Krankheitserregern einen Nährboden und ist zugleich ein Hindernis für Arzneimittel. MJR Pharm-Jet ist es gelungen, mit Hilfe des Mikrojet-Reaktors die antibiotischen Wirkstoffe gegen die Mukoviszidose in Nano-Behältnissen zu verkapseln. Der Wirkstoff wird hochdosiert geladen und vom Patienten inhaliert. Er überwindet die Lungenschleim-Barriere und liefert das Antibiotikum - wie bei einem Paketdienst - gezielt am Infektionsherd ab. Die Nano-Transporter werden anschließend vom Körper abgebaut.

Die MJR-Mitarbeiterin Nazende Günday-Türeli, Doktorandin in Saarbrücken und Marburg, wurde für diese Technologie-Entwicklung mit dem internationalen CPhI Award ausgezeichnet. CPhI ist ein weltweites Netzwerk von mehr 100 000 pharmazeutischen Experten. An der Entwicklung waren auch Forscher der Unis Saarbrücken und Marburg sowie das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) beteiligt.

Das Verfahren der Nano-Paketdienste soll nicht auf die Pharmazie begrenzt bleiben sondern auf Bereiche wie Kosmetik oder Lebensmittel ausgedehnt werden.

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