In der Krise wird Gold zum Hoffnungsanker

Hamburg. Es ist aus Gold, es glänzt - ich will es haben. So denken in wirtschaftlichen schlechten Zeiten viele Privatanleger. Sie kaufen kleine und große Goldbarren, Anteile an Goldminen, besondere Goldmünzen und investieren in börsennotierte Goldfonds

Hamburg. Es ist aus Gold, es glänzt - ich will es haben. So denken in wirtschaftlichen schlechten Zeiten viele Privatanleger. Sie kaufen kleine und große Goldbarren, Anteile an Goldminen, besondere Goldmünzen und investieren in börsennotierte Goldfonds. "Sie wollen so der Inflation, dem Wertverfall der Währung und der Krise trotzen", erklärt Rohstoff-Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank. "Die Nachfrage ist Anfang 2009 erstmals massiv gestiegen. Und das Interesse ist immer noch groß", sagt Fritsch. Das lässt den Goldpreis seit Monaten in die Höhe schießen. Derzeit kostet eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) fast 1200 Dollar (etwa 930 Euro). Noch vor zwei Jahren kostete sie laut Bundesbank-Statistik rund 900 Dollar (etwa 615 Euro), 2005 waren es etwa 440 Dollar (etwa 354 Euro). Gold ist als Rohstoff auch in der Industrie wichtig - zum Beispiel in der Elektrotechnik, der Zahntechnik oder der Schmuckherstellung. Boomt eine dieser Branchen, lässt das den Goldpreis noch zusätzlich steigen. Mittelfristig ist Analysten zufolge kein Abwärtstrend zu erkennen. "Dass der Preis weiter steigen wird, ist klar abzusehen", sagt Fritsch. Andere Finanzexperten sagen bis 2016 sogar einen Anstieg auf bis zu 3000 Dollar pro Unze voraus. Die Commerzbank schätzt zurückhaltender. Sie geht bis 2011 von einem 200-Dollar-Sprung auf etwa 1300 Dollar aus.KrisenbarometerNiels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, ist jedoch skeptisch: "Niemand weiß, wie sich die Zukunft entwickelt. Daher sollte kein Verbraucher seine Anlagestrategie allein auf solche Prognosen aufbauen." Kriege, Naturkatastrophen, erneute Probleme des Finanzsystems - all das beeinflusse den Goldpreis. "Gold ist ein Krisenbarometer." Je intensiver die Krise, desto wertvoller wird Gold, sagt Nauhauser. Und Krisen sind selten mit Gewissheit vorhersehbar. Die Geschichte spricht für Gold als Kapitalanlage auf mehrere Jahrzehnte. "Über viele Jahrzehnte gesehen war Gold stabil und hat die Inflation ausgeglichen - mehr aber eben nicht", sagt Nauhauser. Betrachtet man den Goldpreis jedoch über einen kürzeren Zeitraum, fallen starke Schwankungen auf. "Als kurzfristige Investition ist Gold sehr riskant. Da kann man schnell viel Geld verlieren." Zudem bringt Gold keine Zinsen, keine Dividenden-Ausschüttung und die Verwahrung des Goldes in einem Bankschließfach kostet Geld. Außerdem sollten Anleger das Währungsrisiko einrechnen. Da der Goldpreis in Dollar angegeben wird, kann ein starker Euro im Vergleich zum Dollar auch Nachteile bedeuten. Nauhauser warnt deshalb vor falschen Hoffnungen. "Gold ist kein sicherer Hafen in der Krise." Wer die Risiken kennt und bereit ist, sie zu akzeptieren, kann durchaus zehn Prozent seines Vermögens in Gold anlegen. "Gold ist dabei eine Versicherung für das eigene Vermögen, von der man hofft, dass man sie nie braucht."

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