Im Sonnenuntergang am Uluru

Alice Springs. Die Fahrt auf dem Namatjira Drive, benannt nach dem bis heute vielleicht bekanntesten Aborigines-Maler Albert Namatjira (1902-1959), der in der nahen, 1870 gegründeten Missionsstation Hermannsburg zur Welt kam, ist eine der schönsten seit neun Monaten

Alice Springs. Die Fahrt auf dem Namatjira Drive, benannt nach dem bis heute vielleicht bekanntesten Aborigines-Maler Albert Namatjira (1902-1959), der in der nahen, 1870 gegründeten Missionsstation Hermannsburg zur Welt kam, ist eine der schönsten seit neun Monaten. Silbern glänzt das Buschgras im abendlichen Gegenlicht, am Horizont leuchtet das Bergmassiv, vor dem sich die baumbestandene Ebene auf über 100 Kilometer Länge ausbreitet.

Am Morgen hatten wir 350 Kilometer weiter südlich Erldunda verlassen - jenes Motel, in dem unsere Kinder zwei Tage lang beglückt mit einem Känguruh zusammenlebten. Eipu, die dort wohnt, fraß ihnen aus der Hand. Ein Grund, warum wir aus dem Blitzlichtgewitter um Ayers Rock hierher zurückkehrten. Der knapp 500 Kilometer südwestlich von Alice Springs gelegene Ayers Rock, besser bekannt unter dem Namen Uluru, ist so etwas wie das Wahrzeichen Australiens: ein aus endloser Ebene 300 Meter hoch aufragender Sandsteinmonolith, der sein Gesicht mit dem Licht ändert, weshalb Heerscharen ergriffener Fotografen nötigenfalls vom Autodach aus mit gewehrlangen Objektiven wahlweise den rot leuchtenden Berg oder den dramatischen Abendhimmel ins Visier nehmen. Früher eine wichtige Pilgerstätte der Aborigines, ist Uluru nun eine für Touristen aus aller Welt.

Beim Public-Viewing des Uluru-Sonnenunterganges hatten wir zwei junge Deutsche getroffen, die in einem alten Ford mit Schlafkabine seit vier Monaten durch Australien reisen und sich ihr Jahr mit Jobs finanzieren wollen. Was vor ein paar Jahren mühelos ging, ist heute schwieriger geworden. Die einzige Resonanz auf beider Jobsuche - mit selbstgemachten Schildern - bestand außer in einem Feldpflückerjob für drei Wochen in dem zweifelhaften Angebot, sich für 50 Dollar pro Nacht ablichten zu lassen. Nicht von ungefähr hatte uns eine Bedienung im Erldunda beim Bier erzählt, sie bete, nicht von der Krise erwischt zu werden. Und genug Geld sparen zu können, um ihre Tochter in Sao Paulo zu besuchen.

Ebenfalls auf dem Namatjira Highway liegt das Glen Helen Resort. Es wirkt wie ein Familienbetriebsidyll, ohne es zu sein. Auch hier wechselt das Personal, darunter australische Backpacker, fast monatlich. Ein Musiker spielt abends vor einer Handvoll Gäste, die vorher im mit Namatjira-Aquarellen dekorierten Restaurant stilvoll auf gestärkten Tischdecken speisten, Stücke von Paul Simon oder Don McLean, Wiegenlieder für unsere Kinder. Selbst nostalgisch angerührt, trugen wir sie schlafend ins Motelbett.

Für 50 Dollar könnte man tags mit dem Hubschrauber zehn Minuten die traumhafte Landschaft überfliegen. Oder mit dem Wagen zu den Ochre Pits fahren, wo Aborigines seit Ewigkeiten ihre Farben aus Sandsteinfelsen brechen. In der Abenddämmerung wurden unsere Kinder hier von ihrer Mutter zu Indianern geschminkt. Morgen fliegen die Indianer nach Peking weiter.

Wöchentlich berichtet unser Kollege Christoph Schreiner von seiner Weltreise - mit seiner Frau Elke Ott und den Kindern Julius (4) und Marie (6).

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