Im Saarland wird zu wenig investiert

Saarbrücken. Das Saarland muss bei den Investitionen kräftig nachlegen, um als Standort bundesweit mithalten zu können. Auf der anderen Seite sollen die Staatsausgaben für die reine Verwaltung zurückgefahren werden. Das ist eine der Kernthesen einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, die die Entwicklung des Saarlandes in den Jahren zwischen 2005 und 2008 untersucht

Saarbrücken. Das Saarland muss bei den Investitionen kräftig nachlegen, um als Standort bundesweit mithalten zu können. Auf der anderen Seite sollen die Staatsausgaben für die reine Verwaltung zurückgefahren werden. Das ist eine der Kernthesen einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, die die Entwicklung des Saarlandes in den Jahren zwischen 2005 und 2008 untersucht. Danach belegt das Saarland bei den "Investitionen pro Einwohner" mit 452 Euro den vorletzten Platz unter allen Bundesländern. Im Durchschnitt werden 589 Euro an Investitionen aufgewendet. In der öffentlichen Verwaltung leiste sich das Saarland allerdings mehr als andere Bundesländer. Pro 1000 Einwohner beschäftige das Land 28,1 Bedienstete. Das seien 7,2 Personen mehr als in Hessen und 3,5 mehr als im Länder-Durchschnitt. Hier weist die Landesregierung darauf hin, "dass im Saarland relativ viele Aufgaben, die andernorts auf kommunaler Ebene erledigt werden, auf die Landesebene verlagert sind". Nach Auffassung der Bertelsmann-Stiftung ist seit den Jahren 2004 bis 2006 auch die "Investitionsquote der Industrie" an der Saar spürbar zurückgegangen. Zuvor habe das Land hier auf Platz drei gelegen und sei jetzt auf Rang acht zurückgefallen. Auch bei den Patentanmeldungen sei das Saarland "noch unterdurchschnittlich vertreten". Man habe allerdings einen Rang gutgemacht und rangiere derzeit auf Platz neun. Positiv wirke sich aus, dass das Land verkehrstechnisch gut erschlossen sei - unter anderem mit der höchsten Autobahn-Dichte aller Flächenländer. Lob spendet die Stiftung dem Saarland, weil es ihm gelungen sei, viele Forschungseinrichtungen an die Saar zu holen - vor allem im Bereich der Informatik. Daher habe man im Bereich "Ausgaben für Forschung und Entwicklung" aufholen können und belege hier Rang sieben, drei Plätze besser als Mitte des Jahrzehnts. Allerdings komme zu wenig von der Hochschul-Forschung in der Wirtschaft an. Bei den "Patentanmeldungen im Hochtechnologie-Bereich" befinde sich das Saarland an vorletzter Stelle. Nachholbedarf hat man bei Unternehmensgründungen. Hier sei das Land seit 2005 stark zurückgefallen, halte bundesweit die "rote Laterne". Hohe BeschäftigungsquoteBei der Beschäftigung gehört das Saarland hingegen "zu den erfolgreichsten Ländern", so die Autoren der Studie. Die Erwerbstätigenquote sei im Bundesvergleich mit 74,5 Prozent überdurchschnittlich (bundesweit 72,7 Prozent). Nachholbedarf bestehe allerdings bei der Integration von Frauen ins Berufsleben. Die Frauen-Beschäftigungsquote liege mit 57,6 Prozent weit unter dem Bundesdurchschnitt von 62,3 Prozent. Hoch ist die Zahl der Abiturienten und der jungen Leute mit Fachhochschulreife. Hier liege das Land auf Rang vier. Bei den Lehrstellen belege man mit 98,7 Bewerbern auf 100 Lehrstellen bundesweit Platz drei. Man gibt im Land viel Geld dafür aus, Menschen wieder einen Arbeitsplatz zu verschaffen. Für jeden Arbeitslosen sind es im Saarland 536 Euro, bundesweit 83 Euro. Bei der Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt pro Kopf) liegt das Saarland mit 29 000 Euro leicht unter dem deutschen Mittelwert von 29 300 Euro. Außerdem hat sich die Steuerkraft zwischen 2006 und 2008 leicht erhöht, mit 1763 Euro je Einwohner rangiere man noch weit unter dem deutschen Durchschnitt (1990 Euro). Bei den Gewerbesteuer-Hebesätzen erreicht das Land Platz vier. Meinung

Wirtschaft im Mittelpunkt

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid Der Ländervergleich der Bertelsmann-Stiftung fördert keine Überraschungen zutage. Er zeigt allerdings Megatrends auf, bei denen das Saarland gegenhalten muss. Zum einen müssen die öffentlichen Ausgaben wieder ins Lot gebracht und die Neuverschuldung zumindest spürbar abgebremst werden. Zum anderen muss das Land etwas gegen die Abwanderung tun. Wenn zu viele junge Leute das Saarland verlassen und nur die Alten übrig bleiben, wird die Zukunft verspielt. Das Anstemmen ist nicht einfach. Im Grunde läuft es darauf hinaus, dass das Land für Investoren attraktiver wird und den hier beheimateten Betrieben das Leben so leicht wie möglich macht. Nur eine unternehmens- und mittelstandsfreundliche Wirtschaftspolitik kann verhindern, dass das Saarland sich vom Rest der Republik (negativ) abkoppelt.

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